Zusammenfassung
Es wird über eine überlebte und drei tödlich verlaufene Kremplingsvergiftungen berichtet. In allen FÄllen handelte es sich um zubereitete Pilze; danach wird vermutet, da\ der Giftstoff durch Hitzeeinwirkung nicht immer völlig zerstört wird. Bei den tödlichen FÄllen hatten chronische OrganschÄden vor der Vergiftung bestanden.
Im Gegensatz zur KnollenblÄtterpilzvergiftung verlÄuft die Kremplingsvergiftung offenbar sehr rasch; sie ist klinisch durch einen schweren akuten Kreislaufkollaps und kolikartige Bauchschmerzen gekennzeichnet. Anatomisch zeigen sich eine hochgradige Blutfülle der Bauchorgane und unspezifische ParenchymschÄden, in erster Linie feintropfige Verfettungen von Leber, Niere, Herz- und Skeletmuskel.
Am markantesten ist die starke Einschwemmung von grob- und feintropfigem Fett in die Endstromgebiete von Lungen, Nieren und Herz, die sich morphologisch von der traumatischen Fettembolie nicht wesentlich unterscheidet. Es wird angenommen, da\ diese konstante Fetteinschwemmung schon kurz nach der Vergiftung entsteht. Als mögliche Ursachen dieser „Fettembolie“ werden eine schwere Störung des Stoffwechsels und eine BeeintrÄchtigung der EmulsionsstabilitÄt des physiologischenen Blutfettes erörtert.
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Bschor, F., Mallach, H.J. Vergiftungen durch den Kahlen Krempling (Paxillus involutus), eine genie\bare Pilzart. Arch. Toxikol. 20, 82–95 (1963). https://doi.org/10.1007/BF00577560
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