Zusammenfassung
Nach kurzer Schilderung der bislang üblichen spektrophotometrischen Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Kohlenoxydhämoglobins im Blut wird eine neue Methode beschrieben, deren Prinzip darin besteht, daß die Extinktion einer mit 0,1 %igem Ammoniak hergestellten Blutverdünnung vor und nach Zusatz von Natriumdithionit und Natronlauge bei der gleichen Wellenlänge gemessen wird. Am günstigsten erwies sich die Verwendung von monochromatischem Licht der Wellenlänge 575 mμ bei Spektralphotometern und 578 mμ bei Blektrophotometern mit Quecksilberlampe und Filter, weil in diesem Bereich die Extinktion des Oxyhämoglobins durch Übergang in Hämochromogen sehr stark absinkt, während die Extinktion kohlenoxydgesättigter Blutverdünnungen praktisch unverändert bleibt.
Aus den bei kohlenoxydfreien und mit Kohlenoxyd gesättigten Blutproben erhaltenen Meßergebnissen wurden die „Restextinktionen“ (ausgedrückt in Prozenten der Anfangsextinktion) ermittelt und für die Zwischenkonzentrationen errechnet oder direkt in optischen Mischungen von 0 und 100% kohlenoxydhämoglobinhaltigen Blutverdünnungen bestimmt.
Die aus einer großen Anzahl von Messungen erhaltenen Mittelwerte werden zusammen, mit den Angaben der mittleren Fehler der Einzelmessung und der mittleren Fehler des Mittelwerts für das Photometer „Eppendorf“, das Leitz-Elektrophotometer und das Zeiss-Spektralphotometer PM Q2 tabellarisch aufgeführt. Die Genauigkeit der Methode liegt je nach dem verwendeten Photometer zwischen ±0,5 bis ±1,0% Kohlenoxydhämoglobin. Die ermittelten Eichwerte ergeben für alle 3 Geräte eine leicht gekrümmte Kurve.
Im praktischen Teil werden einige Ergebnisse mitgeteilt, die bei den Untersuchungen von aus verschiedenen Körperstellen entnommenen Leichenblutproben Kohlenoxydvergifteter erhalten wurden. Es wurde hierbei festgestellt, daß der Kohlenoxydhämoglobingehalt von Blutproben aus Herz, Vene, Leber, Milz und Hirnsinus nur innerhalb geringer Grenzen schwankt.
Bei zwei überlebenden Kohlenoxydvergifteten wurden die Ausscheidungskurven durch Bestimmung des Kohlenoxydgehaltes in Abständen von mehreren Stunden bestimmt und festgestellt, daß unter Sauerstoffbeatmung das Kohlenoxydhämoglobin rasch abfällt und nach etwa 20 Std nicht mehr nachzuweisen ist.
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Für die Überlassung von Leichenblutproben Kohlenoxydvergifteter sind wir Herrn Dr.Naeve vom Gerichtsärztlichen Dienst der Hansestadt Hamburg (Prosektor: Obermedizinalrat Dr.Reuss) zu Dank verpflichtet. Herrn Dr.Fr. Meyer vom Pharmakologischen Institut der Universität Hamburg (Direktor: Prof. Dr.Malorny) danken wir für die freundliche Hilfe bei den Messungen am Beckman-Spektralphotometer.
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Fretwurst, F., Meinecke, K.H. Eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung des Kohlenoxydhämoglobins im Blut. Arch. Toxikol. 17, 273–283 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00577388
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