Zusammenfassung
Die Arbeiterin von Apis mellifica hat einen Blutzuckergehalt von durchschnittlich 2%, die Streuung ist sehr groß.
Andere Apiden — Bombus, Megachile, Vespa — haben Werte von der gleichen Größenordnung.
Die reduzierende Substanz ist ein mit Hefe vergärbarer Zucker. Die Restreduktion ist, wenn vorhanden, sehr klein. Bei Fütterung mit Saccharose tritt kein Rohrzucker ins Blut über, das zuckerhaltige Blut dreht rechts, enthält also vermutlich Glukose, keinesfalls aber Invertzucker.
Die Biene kann bei dauernder Fütterung mit 2 normalen Saccharoselösungen und unter biologischen Bedingungen (20° C, 65–90% Luftfeuchtigkeit) ihren Blutzucker außerhalb des Stockes konstant erhalten. Im Hunger büßt sie ihn fast völlig in wenigen Stunden ein.
Die Hauptkohlehydratreserven des Bienenkörpers liegen im Stock. Die Höhe des Blutzuckerspiegels der Biene ist abhängig von der verfügbaren Zuckernahrung, er schwankt mit deren Konzentration aber innerhalb der physiologischen Grenzen.
Frischgeschlüpfte Bienen haben einen sehr niederen Blutzuckergehalt, im übrigen hat das Alter der Bienen keinen großen Einfluß auf die Höhe des Blutzuckerspiegels.
Die Jahreszeit wirkt nicht auf die Höhe des Blutzuckerspiegels der Biene ein.
Bienen auf Tracht haben einen besonders hohen Gehalt an Blutzucker, dabei wenig Blut und daher ein geringes Körpergewicht. Eine Trachtbiene mit leerem Honigmagen kann etwa 15 Min. lang fliegen, dann sind ihre verfügbaren Kohlehydratreserven und ihr Blutzucker verbraucht.
Bei gefülltem Honigmagen gelingt die Regulation des Blutzuckerspiegels leicht nach Aufnahme von 17–70% igen Saccharoselösungen, die Erschöpfung tritt ein, wenn das Kohlehydrat verbraucht ist.
Mit zunehmender Belastung der Bienen zeigt sich ein gesteigerter Zuckerverbrauch.
Überbelastete Tiere zeigen geringe Flugintensität.
Drohnen haben einen Blutzuckergehalt von etwa 1,2%.
Bei der Königin besteht, wie bei der Arbeiterin, eine Beziehung zwischen dem physiologischen Zustand und der Höhe des Blutzuckerspiegels: sie hat bis zur Begattung viel, später wenig Zucker im Blut.
Schriftenverzeichnis.
Anderson, M. D. u. A. B. Anderson: Insulin und Glykogenbildung. Erg. Physiol. 29, 371 (1929).
Bang, I.: Der Blutzucker. Wiesbaden 1913.
Baumgärtner, H.: Der Formensinn und die Sehschärfe der Bienen. Z. vergl. Physiol. 7, 59 (1928).
Befort, K.: Beobachtungen beim Königinnenausflug. Arch. Bienenkde 2 (1920).
Beling, I.: Über das Zeitgedächtnis der Bienen. Z. vergl. Physiol. 9 (1929).
Bethe, A.: Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie. Berlin: Julius Springer.
Beutler, R.: Biologisch chemische Untersuchungen am Nektar von Immenblumen. Z. vergl. Physiol. 12 (1930).
- Die Bestimmung des Rohrzuckergehaltes kleinster Flüssigkeitsmengen durch Messung von spezifischem Gewicht und spezifischer Drehung. Mikrochem. 16 (1934).
- Über den Blutzucker der Bienen. Naturwiss. 1936, 486.
Biedermann, W.: Wintersteins Handbuch der vergleichenden Physiologie, Bd. 2, 1. 1911.
Bischoff, H.: Biologie der Hymenopteren. S. 29. Berlin 1927.
Bishop, G. H.: Body-fluid of the Honey-bee larva. J. of biol. Chem. 58, 543 (1923/24).
Bishop, G.H., A. P. Briggs and E. Ronzoni: Body-fluids of the honey-bee larva. J. of biol. Chem. 66, 77–88.
Bodine, I. H.: Factors influencing the water content and the rate of metabolism of certain orthoptera. J. of exper. Zool. 32, 137 (1921).
Bøje, O.: Der Blutzucker während und nach körperlicher Arbeit. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 74, Suppl.-Nr 10, 1–48 (1936).
Brand, Th. v. u. A. Krogh: Das Verhalten der Kohlenhydrate bei Ratten in einer auf erschöpfende Arbeit folgenden Ruheperiode. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 72 (1935).
Brand, Th. v. u. W. Weise: Über die Anwendung der Methode von Hagedorn und Jensen auf die Bestimmung anderer Zuckerarten. Biochem. Z. 264, 357 (1933).
Brocher, F.: Etude experimentale sur le fonctionnement du vaisseau dorsal et sur la circulation du sang chez les insectes. I. Vespa crabro. Ann. Soc. ent. France 98, 209–232 (1920–1921).
Bütschli, O.: Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Berlin: Julius Springer 1924.
Demoll, R.: Der Flug der Insekten und Vögel. Jena 1918.
Dehn, M. v.: Untersuchungen über die Bildung der peritrophischen Membran bei Insekten. Z. Zellforsch. 19, 79 (1933).
Dietrich, K.: Untersuchungen über den Blutzuckergehalt des Schweines. Diss. Hannover 1931.
Dische Z. u. H. Popper: Über eine neue kolorimetrische Mikrobestiramungs-methode der Kohlenhydrate in Organen und Körpersäften. Biochem. Z. 175 (1926).
Eckert, J.: The fligth range of the honey-bee. J. agricult. research. 47, 257–285 (1933).
Ege, R.: Zur Physiologie des Blutzuckers. II. Untersuchungen über Lepines sucre virtuel. Biochem. Z. 87, 92 (1918).
- Zur Physiologie des Blutzuckers. I. Biochem. Z. 87 (1918).
- Über die Restreduktion des Blutes. Biochem. Z. 107/8 (1920).
- Über die Restreduktion des Blutes. J. of biol. Chem. 68 (1926).
Frisch, K. v.: Über die Sprache der Bienen. Zool. Jb., Physiol. 40 (1923).
—: Der Geschmackssinn der Biene. Z. vergl. Physiol. 21, 1 (1934).
Geelmuyden, H. Chr.: Über einige Fragen und Aufgaben der Diabetesforschung nebst Richtlinien einer stoffwechselphysiologischen Theorie des Diabetes mellitus. Erg. Physiol. 30 (1930).
Gontarski, H.: Sammelleistungen von Bienen aus vergrößerten Brutzellen. Arch. Bienenkde 1935.
- Leistungsphysiologische Untersuchungen an Sammelbienen. Arch. Bienenkde 1935, 107.
Grevenstuck, A.: Über freien und gebundenen Zucker in Blut und Organen. Erg. Physiol. 28 (1929).
Haber, V. R.: The blood of insects. Bull. Brooklyn ent. Soc. 21, 61–100 (1926).
Heller u. Moklowska: Über die Zusammensetzung des Raupenblutes bei Deil. Euph. und deren Veränderungen im Verlauf der Metamorphose, Biochem. Z. 219, 473–489 (1930).
Hemmingsen, A. M.: The action of insulin in the frog and some invertebrates. Arch. skand. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 45/46, 56 (1924/25).
—: Der Blutzucker einiger Invertebraten. Skand. Arch. Physiol. 45/46, 204 (1924/25).
—: Blutzuckerregulation beim Krebs. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 46, 51 (1925).
Himmer, A.: Tab. biol., Bd. 6, S. 746. 1930.
Hochrein, M.: Physikalisch-chemische Gesetzmäßigkeiten des Blutes. Erg. Physiol. 31 (1931).
Jokl, E.: Untersuchungen über den Kohlehydratumsatz des Warmblüterorganismus bei Muskelarbeit. Pflügers Arch. 232, 687 (1933).
- Zur Frage der Sportkrankheit. Klin. Wschr. 1935I, 718, 719.
Jongbloed, J. u. C. A. G. Wiersma: Der Stoffwechsel der Honig- biene während des Fliegens. Z. vergl. Physiol. 21 (1934).
Jordan, H.: Stoffwechsel. Handwörterbuch der Naturwissenschaften, 2. Aufl. 1934.
Kalabuchow, N. J.: Beiträge zur Kenntnis der Kältestarre. Winterschlaf und Anabiose bei der Biene. Zool. Jb., Physiol. 53, 567 (1933/34).
Keller-Kitzinger, R.: Kann die erwachsene Arbeiterin der Honigbiene Eiweiß verwerten? Z. vergl. Physiol. 22 (1935).
Kosmin, Alpatov u. Restnishenko: Zur Kenntnis des Gaswechsels und des Energieverbrauchs der Biene in Beziehung zu deren Aktivität. Z. vergl. Physiol. 17, 408 (1932).
Krebs, H. A.: Über den Stoffwechsel der Aminosäuren im Tierkörper. Klin. Wschr. 1932 II, 1744.
Krogh, A.: On the composition of the air in the tracheal system of some insects. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 29, 29 (1913).
Landois, H.: Beobachtungen über das Blut der Insekten. Z. wiss. Zool. 14, 55–70 (1864).
Macleod, J. J. R.: Der Brennstoff des Lebens. Erg. Physiol. 30, 412 (1930).
Meyerhof, O.: Über den Kohlehydratverbrauch bei der aeroben Tätigkeit des Kaltblütermuskels. Biochem. Z. 237, 427 (1931).
Necheles, H.: Über Wärmeregulation bei wechselwarmen Tieren. Pflügers Arch. 204, 72.
Parhon, M.: Ann. des Sci. natur. 9, 1 (1909).
Rösch, G. A.: Untersuchungen über die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Z. vgl. Physiol. 2 (1935).
Schwarz, K.: Über den Blutzucker der Weinbergschnecke. Biochem. Z. 275, 262 bis 269 (1935).
Schwarz, C. u. E. Kaspar: Über die Beziehung der Körpertemperatur zum Blutzuckergehalt. Biol. generalis (Wien) 3, 689–698 (1927).
Slowtzolf, B.: Beiträge zur vergleichenden Physiologie des Hungerstoffwechsels. IV. Mitteilung. Der Hungerstoffwechsel der Hummeln. Beitr. chem. Physiol. u. Path. 6, 170 (1905).
Strauss, I.: Die chemische Zusammensetzung der Arbeitsbienen und Drohnen während ihrer verschiedenen Entwicklungsstadien. Z. Biol. 56 (1911).
Tauchert, F.: Weitere Stoffwechseluntersuchungen an Insekten. Z. Biol. 89.
Uvarov, B. P.: Insect nutrition and metabolism. Trans. of the entomol. Soc. London 76, 255 (1928).
Vogel, B.: Über die Beziehungen zwischen Süßgeschmack und Nährwert von Zuckern und Zuckeralkoholen bei der Honigbiene. Z. vergl. Physiol. 14 (1930).
Wahl, O.: Neue Untersuchungen über das Zeitgedächtnis der Bienen. 16 (1932).
Weippl, Th.: Futterverbrauch und Arbeitsleistung eines Bienenvolkes im Laufe eines Jahres. Arch. Bienenkde 9 (1928).
Winter, L. B.: The nature of the Blood-sugar. Biochemic. J. 24 (1930).
Winterstein: Handbuch der vergleichenden Physiologie. Jena: Gustav Fischer.
Zander, Enoch: Der Bau der Biene. Stuttgart 1922.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Beutler, R. Über den Blutzucker der Bienen. Z. f. vergl. Physiologie. 24, 71–115 (1936). https://doi.org/10.1007/BF00340968
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00340968