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Beiträge zur Nervenphysiologie von Mytilus edulis

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Durch Überführung von geschlossenen Muscheln aus verdorbenem Wasser in frisches, gut durchlüftetes läßt sich nach einigen Minuten der Öffnungsreflex auslösen. Im umgekehrten Falle erfolgt der Schließ-reflex.

  2. 2.

    Bei geschlossener Schale führt mechanische Reizung des Mantelrandes vom Innern des Schalenraumes aus, wobei man das reizende Instrument durch eine seitliche Öffnung in die Schale führt, ebenfalls zum Öffnungsreflex.

  3. 3.

    Ablassen des Wassers aus dem Schalenraum wird in den meisten Fällen durch Öffnungsreflex beantwortet.

  4. 4.

    Längere Trockenperiode (einige Stunden) löst nach Überführung der geschlossenen Muschel ins Aquarium Öffnungsreflex aus.

  5. 5.

    Die Beschaffenheit des Wassers im Schalenraum spielt beim Öffnungs- und Schließreflex eine wesentliche Rolle. Liegt die Muschel mit geschlossenen Schalen in verdorbenem oder abgekochtem Seewasser, dann erfolgt nach Einführung frischen Wassers in den Schalenraum mit einiger Sicherheit Schalenöffnung; wird dagegen bei geöffneten Schalen und bei Anwesenheit durchlüfteten Wassers außerhalb der Schale irgendwie verdorbenes Seewasser in den Schalenraum gebracht, dann reagiert die Muschel genau so, als wenn das schlechte Wasser vom Außenraum kommt, es tritt also Schließreflex ein. Die Chemorezeptoren liegen also nicht nur im Mantelrand, sondern auch im Innern.

  6. 6.

    Schnelle und allmähliche Temperatursteigerung führt auch bei konstantem O2-Gehalt des Wassers nach vorhergehendem rhythmischen Öffnen und Schließen der Schalen zum endgültigen Schalenschluß, darauffolgende Abkühlung bedingt den Öffnungsreflex.

  7. 7.

    Die Herzschlagfrequenz und die Amplitude der Pulsationen ist bei geöffneten Schalen größer als bei geschlossenen. Es läßt sich nachweisen, daß diese Erscheinung nicht durch die Anhäufung schädlicher Stoffwechselprodukte im geschlossenen Schalenraum hervorgerufen wird, sondern reflektorisch bedingt ist.

  8. 8.

    Die äußeren und inneren Kiemen zeigen als Ganzes rhythmische Bewegungen, indem sich die Blätter in demselben Takt einander nähern und wieder auseinanderweichen. Mit zunehmender Temperatur steigert sich die Schlagfrequenz der Kiemen. Vermutlich besteht Synchronismus zwischen Herz- und Kiemenschlag.

  9. 9.

    Der Synchronismus zwischen dem vorderen und hinteren. Adduktor ist nervös bedingt.

  10. 10.

    Mytilus edulis spinnt die Byssusfäden nicht regellos an, sondern derart, daß schlicßlich eine ganz regelmäßige strahlige Anordnung resultiert. Dic Regelmäßigkeit ist im Sinne des Uexküllschen Dehnungsgesctzes zu verstehen, indem der Fuß nach Festheftung eines Fadens nach Möglichkeit eine Stellung einnimmt, in der die vorher gedehnten Muskeln kontrahiert sind.

  11. 11.

    Nach Exstirpation des Gehirns behält der Fuß die Fähigkeit des Spinnens und Kriechens bei, auch völlig vom Körper abgetrennte Füße kriechen und spinnen.

  12. 12.

    Die Selbständigkeit der Viszeralganglien äußert sich im Bestehenbleiben des Öffnungs- und Schließreflexes nach Trennung von den Cerebralganglien.

  13. 13.

    Der hintere Schließmuskel von Mytilus edulis zeigt analog wie bei Pecten die Erscheinung der passiven Verkürzung, der festen Länge und des Tonusfanges.

  14. 14.

    Nach Entfernung der Viszeralganglien tritt keine Reaktion bei Einwirkung von frischem und schlechtem Seewasser ein, d. h. kein Öffnungs- und Schließreflex.

  15. 15.

    Die Cerebralganglien regeln den Ablauf der zusammengesetzten Reflexe, die auf einem zweckmäßigen Zusammenarbeiten verschiedener Körperteile beruhen.

  16. 16.

    Der Mantelrandnerv von Mytilus edulis ist zur Übertragung von Impulsen zwischen Gehirn und Viszeralganglien nicht fähig; die einzig wirkliche Verbindung sind die Cerebroviszeralkonnektive. Jedoch führt der Mantelrandnerv im Gegensatz zu Pecten lange sensible Bahnen, die zu den Cerebral- und Viszeralganglien führen. Der Mantelrandnerv ist nach Trennung von den zentralen Ganglien selbständiger Reflexe fähig, die sich in Kontraktion des Mantelrandes nach dessen mechanischer Reizung äußern.

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Literatur

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    Google Scholar 

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Woortmann, KD. Beiträge zur Nervenphysiologie von Mytilus edulis. Z. f. Vergl. Physiologie 4, 488–527 (1926). https://doi.org/10.1007/BF00340747

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