Zusammenfassung
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1.
Es wird eine Methode beschrieben, mit der es gelingt, an Eiern von Tauben und Singvögeln ohne Eröffnung der Schale die Bewegungen des Herzens und des Amnions zu studieren.
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2.
Die Herzschlagfrequenz der untersuchten Vogelembryonen ist am 3.–5. Bebrütungstage absolut geringer als im postembryonalen Leben, relativ zur Ei-und Embryomasse aber größer. Das Herz von Singvogelembryonen schlägt etwas schneller als das des Hühnerembryos.
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3.
Bei sinkender Außentemperatur nimmt die Herzschlagfrequenz ab, in Kohlensäureatmosphäre treten Beschleunigungen des Herzschlages, Herzflimmern, Arrhythmien, Doppelschläge und Herzstillstand auf, in reinem Wasserstoff schlägt das Herz schneller, während reiner Sauerstoff keinen Einfluß auf die Herzschlagfrequenz ausübt.
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4.
Die Amnionbewegungen, bei den untersuchten Eiern am 3. Tage zuerst sichtbar, nehmen bis zum 7. Tage an Frequenz zu und werden am 8. Tage wieder langsamer und-dann unregelmäßig. Sie sind in ihrer Frequenz in die nach Vogelart und Vogelindividuum wechselnde Brutdauer korrelativ eingepaßt und erfolgen bei den verschieden großen Eiern der einzelnen Arten, auf dieselbe relative Entwicklungszeit bezogen, annähernd im gleichen zeitlichen Rhythmus, was gegen eine Beteiligung an der Atmung sprechen könnte. Die Bewegungen, der Amnionhülle erfolgen in ihrer Frequenz gleichsinnig mit der Außentemperatur.
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5.
Leitet man in die geschlossene Kammer, in der sich das Ei befindet, 5 Sek. lang Kohlensäure ein, so werden die Amnionbewegungen in der folgenden Minute immer schwächer, um dann ganz zu sistieren und nach Öffnen der Kammer und Luftzutritt erst wieder nach Minuten einzusetzen. Dabei kann bei demselben Ei mit fortschreitender Bebrütung die Dauer des Sistierens alsAusdruck der zunehmendenWiderstandsfähigkeit derAmnionhülle immer kleiner werden. Wird der stumpfe oder spitze Pol der Eischale mit Fixativ, Mucilago oder Gelatine abgedichtet, so zeigt sich im Kohlensäureversuch eine charakteristische Veränderung, die darin besteht, daß nach Beginn der Kohlensäureeinleitung die Amnionbewegungen noch länger fortdauern und die Bewegungspause später einsetzt. Man beobachtet diese Erscheinung auch bei Eiern, deren stumpfer Pol von Brutbeginn an abgedichtet wurde. Es wird angenommen, daß infolge der Abdichtung die Diffusion der Kohlensäure und damit ihre Wirkung verzögert wird.
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Seinem lieben Lehrer, Herrn Professor Kestner, zum 60. Geburtstag gewidmet.
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Groebbels, F. Untersuchungen über die Bewegungen des Herzens und des Amnions bei Vogelembryonen. Z. f. vergl. Physiologie 19, 574–582 (1933). https://doi.org/10.1007/BF00340668
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