Zusammenfassung
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1.
Eine geringe Kohlensäurespannung (1–4% einer Atmosphäre) wirkt bei narkotisierten Elritzen und bei nichtnarkotisierten, ungefesselten jungen Flußbarschen dyspnoeerregend; beim Flußbarsch ist nicht nur die Frequenz, sondern auch die Amplitude der Atembewegungen sehr deutlich vergrößert.
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2.
Im Außenmedium ist nicht der pH, sondern die Kohlensäurespannung der entscheidende Faktor; es ist aber sehr wohl möglich, daß im Atemzentrum die H-Ionen als Atemreiz auftreten.
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3.
Bei manchen Fischen und Invertebraten spielt die Kohlensäure für die Atemregulation eine viel wichtigere Rolle, als noch vor wenigen Jahren allgemein angenommen wurde.
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4.
Negative Ergebnisse beim Studium der Kohlensäure als Atemregulator haben nur dann Bedeutung, wenn a) auch niedrige CO2-Spannungen in verschiedener Abstufung untersucht werden und wenn b) die Ergebnisse an ungefesselten Versuchstieren gewonnen werden. Nicht nur bei Fischen, sondern auch bei vielen Amphibien und Reptilien, sodann auch bei Tintenfischen und vielleicht bei manchen anderen Invertebraten wirkt die Fesselung so stark erregend, daß die Tiere für Versuche über die dyspnoische Wirkung von Kohlensäure und Sauerstoffmangel zeitweilig vollkommen unbrauchbar sind.
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Olthof, H.J. Die Kohlensäure als Atemreiz bei Wassertieren, insbesondere bei Süßwasserfischen. Z. f. vergl. Physiologie. 21, 534–544 (1934). https://doi.org/10.1007/BF00340619
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