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Die Lichtorientierung der Larven von Acilius Sulcatus L. und Dytiscus Marginalis L.

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Zusammenfassung

Die 12 Stemmata (jederseits 6) einer Larve von Acilius sulcatus bzw. Dytiscus marginalis lassen sich gemäß ihrer Hauptblickrichtungen in 4 Gruppen einteilen: einer vorderen Gruppe (beiderseits die Augen 1, 3, 5) steht eine hintere Gruppe (beiderseits 2, 4, 6), einer rechten eine linke Gruppe (die Augen 1–6 jeder Seite) gegenüber.

Über die Funktion der Stemmata bei der Lichtrückenorientierung der Larven und über die Bedeutung dieser Orientierungsreaktion wurde Folgendes ermittelt:

  1. 1.

    Nach Abdecken einzelner Augen oder ganzer Gruppen von Augen traten folgende Fehlbewegungen auf: nach Blendung von Augen

    1. a)

      der vorderen Gruppe: vorwärts Dorsalkreise, rückwärts nur Ventralbogen,

    2. b)

      der hinteren Gruppe: vorwärts Ventralkreise, rückwärts Dorsalkreise,

    3. c)

      der rechten bzw. linken Gruppe: Rollbewegungen um die Längsachse mit der geblendeten Seite dorsal herum.

    Die Tiere drehten sich also beim Vorwärts- wie beim Rückwärtsschwimmen so um die Quer- bzw. um die Längsachse, daß die Hauptsehachse der geblendeten Augen zu jener der sehenden Augen geführt wurde.

    Unter bestimmten Bedingungen verursachte auch die Blendung des Augenflecks der Dytiscuslarve Fehlreaktionen. Durch gemeinsame Blendung einzelner Augen gegenüberliegender Gruppen wurden die Wirkstärken der Augen ermittelt. Die Wirkstärkefolgen für Drehungen um Längs- und Querachse sind verschieden. Die Wirkstärke eines Auges hängt von dem Winkel ab, den die Sehachse mit der (auf der Fortbewegungsrichtung senkrechten) Hochachse bildet.

  2. 2.

    Auch total geblendete Acilius- und Dytiscuslarven zeigten noch die Lichtrückeneinstellung, wie dies schon Wojtusjak 1929 für Aciliuslarven beschrieben hat. Die eigenen Versuche ergaben, daß in der gesamten Rückendecke ein Hautlichtsinn vorhanden ist: besonders empfindlich ist er in unmittelbarer Nähe der Stigmen am Abdomenende.

  3. 3.

    Einseitig geblendete Aciliuslarven, die infolge Anpassung an die Blendung keine Fehlreaktionen mehr zeigten, drehten sich bei Sinken der Beleuchtungsintensität oder bei Nachblenden von Augen der bislang freien Seite mit der total geblendeten Seite ventral herum. Nach Anpassung traten mit Wiedererhöhen der Lichtstärke erneut Fehlreaktionen in der ursprünglichen Richtung auf (d. h. die total geblendete Seite wurde dorsal herum gedreht). Diese Ergebnisse lassen vermuten, daß die Orientierung der einregulierten Tiere auf der Grundlage einer Erregungsverteilung erfolgt, die sich aus der Lichtreizerregung der sehenden und einer lichtunabhängigen Erregung der geblendeten Seite zusammensetzt.

  4. 4.

    Durch Vergrößerung des Helligkeitsunterschiedes zwischen oben und unten konnte der Anpassungsvorgang geblendeter Larven beschleunigt werden. Für diese Erscheinung liegt die Deutung nahe, daß an der Regulation die Erregungsverteilung auf die einzelnen noch sehenden Augen maßgebend beteiligt ist.

  5. 5.

    Auch die Dytiscusimago zeigte nach entsprechender Blendung Fehlreaktionen, die denen der Larve analog waren. Das spricht für die Gültigkeit der an Larven erhobenen Befunde auch bei Komplexaugentieren.

  6. 6.

    Es wird versucht, die Befunde im Sinne einer optischen Gleichgewichtssteuerung zu deuten, die auf sog. Erregungsquotienten beruht.

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Schöne, H. Die Lichtorientierung der Larven von Acilius Sulcatus L. und Dytiscus Marginalis L.. Zeitschrift für vergleichende Physiologie 33, 63–98 (1951). https://doi.org/10.1007/BF00340556

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