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Untersuchungen über den Aufbau und die Entstehung der Gesänge einiger Feldheuschreckenarten und den Einfluss von Lautzeichen auf das Akustische Verhalten

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Aufgabe dieser Untersuchungen war, durch Analyse und Experiment Kenntnis zu gewinnen von denjenigen Komponenten des Gesanges der Arten Chorthippus jucundus (Fisch)., Ch. brunneus (Thbg.) und Ch. biguttulus (L.), welche für das gegenseitige Sichverstehen der Artgenossen wichtig sind.

  1. 1.

    Das natürliche akustische Verhalten der 3 Arten wird beschrieben. Hervorgehoben werden die verschiedenen Wechselgesänge von brunneus und besonders der respondierende Gesang zwischen Männchen und Weibchen von biguttulus.

  2. 2.

    Die Frequenzspektren der verschiedenen Laute erstrecken sich bei jucundus von etwa 2,5–11 kHz, bei brunneus von 1,5–12 und bei biguttulus von 2–12 kHz. Sie ändern sich nicht wesentlich bei den Gesängen verschiedener ethologischer Bedeutung; dagegen sind Variationen beim gleichen Gesang eines Tieres zu beobachten.

  3. 3.

    Eingriffe am Stridulationsapparat ergaben keine großen Änderungen im Frequenzaufbau, der selbst nach Verlust der ganzen Elytre oder der Schrilleiste noch beibehalten wird. Die Lautstärke nahm dagegen zumeist ab, während der Rhythmus in seinem Grundmuster unverändert blieb. Diese Ergebnisse lassen die Funktionsweise des schwach ausgebildeten Musikapparates der Weibchen besser verstehen. Zäpfchengröße und -zahl scheinen keinen Einfluß auf die Frequenzbildung zu haben. Die Bewegungsweise der Hinterschenkel von biguttulus beim Spontangesang wird durch Film und Lautoszillogramm in den Grundzügen aufgeklärt. Alle Laute der am Singorgan operierten Männchen wurden von den Artgenossen noch verstanden, d. h. beantwortet.

  4. 4.

    Versuche mit Kunstlauten zeigen, daß von mir erzeugte „Mundlaute“ bei allen 3 Arten akustische Antworten auslösen, bei brunneus je nach Intensität zum Respondieren oder Rivalisieren führen und bei biguttulus (wie auch ein Kamerageräusch) die Stelle des Weibchen-Signals vertreten; sie bewirken eine Annäherung zur Lautquelle. Dasselbe ist mit Kamerageräuschen bei brunneus zu erreichen. Reine Töne und Impulszeichen verschiedener Dauer lösen bei brunneus und jucundus von einer Mindestlautstärke von 65–70 dB an im Bereich zwischen 500 und 20000 Hz bzw. zwischen 20 und 16000 Imp./sec Reaktionen aus. Diese Frequenzsignale und Impulszeichen, welche Intensitätswechsel enthalten, führen bei brunneus zu Antwortgesängen, die um die Hälfte schneller aufeinanderfolgen als die Rivalenlaute zweier normaler Tiere.

  5. 5.

    Die Lautreaktionen auf Impulszeichen bestätigen neben den anderen Ergebnissen, daß einer der wesentlichen Auslösefaktoren in einem Heuschreckengesang der rasche Intensitätswechsel am Anfang, inmitten oder am Ende des Signales ist; er tritt bei allen natürlichen und künstlichen Lautäußerungen auf. Für die Lautattrappen besteht noch die Einschränkung, daß sie, um wirksam zu sein, mit einer Intensität von 65–70 dB und einer Mindestlänge von 34 millisec ausgesandt werden müssen. Impulssignale führen nur dann zu Antworten, wenn mehrere von ihnen im Abstand von 50 millisec aufeinander folgen.

  6. 6.

    Die artspezifische Wirkung der Gesänge wird bei einem Angebot artfremder und künstlicher Signale außerdem bestimmt durch die Weite oder Enge des Lautschemas (AAM), durch die rhythmische Verteilung der Intensitätswechsel im Signal, die Metrik des Wechselsingens und schließlich durch die Lautlänge.

  7. 7.

    Von den untersuchten Arten hat brunneus das weiteste, biguttulus das engste Lautschema. Einige weitere Schranken, die bei Arten mit weitem akustischem Schema eine inadäquate Reaktion verhindern könnten, sind kurz erwähnt.

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Herrn Prof. Dr. K. von Frisch zum 70. Geburtstag gewidmet.

Dissertation der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität München.

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Loher, W. Untersuchungen über den Aufbau und die Entstehung der Gesänge einiger Feldheuschreckenarten und den Einfluss von Lautzeichen auf das Akustische Verhalten. Zeitschrift für vergleichende Physiologie 39, 313–356 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00340431

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