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Beziehungen zwischen den Öffnungswinkeln der Ommatidien, Krümmung und Gestalt der Insektenaugen und ihrer funktionellen Aufgabe

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Gesamte Zusammenfassung

  1. 1.

    Beim Bienenauge sind die Winkel zwischen den Achsen benach-barter Ommatidien in der Querrichtung doppelt so groß wie in der Längsrichtung des Auges. Baumgärtner hatte infolge gewisser Unvollkommenheiten seiner Technik eine etwas zu große Verhältniszahl (3∶1) gefunden.

  2. 2.

    Die größere Winkelöffnung der optischen Achsen in der Querrichtung ist auf ein ungleiches Wachstum der Ommatidien zurückzuführen. Sie werden seitlich stark verschmälert. Doch beschränkt sich diese Umgestaltung hauptsächlich auf eine Verlagerung der Retinulazellenkomplexe und die entsprechende Verlagerung der Pigmentzellen; Cornea, Kristallkegel und Komplexe der Retinulazellen an sich bleiben aber fast isodiametrisch.

  3. 3.

    Die Ungleichheit der Winkel zwischen den Ommatidienachsen in der Längs- und Querrichtung des Auges sind ein Kompromiß zwischen den gegebenen Raumverhältnissen am Bienenkopf und dem Bestreben nach einem möglichst großen Gesichtsfeld.

  4. 4.

    Die Krümmungshalbmesser in der vertikalen und transversalen Mediane des Bienenauges verhalten sich annähernd umgekehrt (Verhältnis 2,5∶1) wie die Öffnungswinkel in denselben Medianen.

  5. 5.

    Auf einem so ungleich gekrümmten Auge müssen die Umweltformen stark verzerrt abgebildet werden. Diese Tatsache macht das Verhalten der Biene bei einigen Formendressuren verständlicher und berechtigt zu einer Ergänzung mancher Schlüsse aus Sehschärfeprüfungen.

  6. 6.

    Eine Reihe von Übergangsformen führt von der extremen Gestalt des Bienenauges kontinuierlich hinüber zu den angenähert kugeligen Augen anderer Insektenfamilien, bei welchen die Ommatidienwinkel und die Krümmungshalbmesser in der Längs- und Querrichtung im Verhältnis 1∶1 stehen.

  7. 7.

    Aus der äußeren Gestalt allein kann aber nicht auf die innere Organisation geschlossen werden. Äußere Regelmäßigkeit kann mit innerer Ungleichmäßigkeit und Spezialisierung bestimmter Augenteile verbunden sein. Die Gesamtgestalt des Auges ist nicht einfach geometrisch, sondern morphologisch-biologisch zu verstehen.

  8. 8.

    Bei den Appositionsaugen finden sich immer innere Ungleichmäßigkeiten und Spezialisierung bestimmter Augenpartien. Die Superpositionsaugen zeigen immer eine weitgehende oder vollständige innere Gleichmäßigkeit des Baues, die Achsen ihrer Ommatidien schließen in der Längs- und Querrichtung gleiche Winkel ein und schneiden sich fast in einem Punkt — was funktioneil verständlich und sehr bedeutsam ist.

  9. 9.

    Die Augenganglien sind bei den Appositionsaugen viel mächtiger entwickelt als bei den Superpositionsaugen.

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Dissertation der Philosophischen Fakultät II. Sekt. der Ludwig Maximilians-Universität München.

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del Portillo, J. Beziehungen zwischen den Öffnungswinkeln der Ommatidien, Krümmung und Gestalt der Insektenaugen und ihrer funktionellen Aufgabe. Z. f. vergl. Physiologie. 23, 100–145 (1936). https://doi.org/10.1007/BF00340086

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