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Studien zur Physiologie des Krebsherzens, besonders über eine aktive Funktion des „Pericard“ bei Cancer Pagurus

Ausgeführt mit Hilfe der Rockefeller-Stiftung

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Das sogenannte „Herz“ der decapoden Krebse ist lediglich Ventrikel. Das umgebende „Pericard“ („Pericardialsinus“) ist ein pericardialer Vorhof mit aktiver physiologischer Funktion. Die Bewegungen des Ventrikels und der Wandungen des Pericardialvorhofes von Cancer pagurus wurden mittels Lupenbeobachtung und der Suspensionsregistriermethode untersucht. Die Ventrikelbewegungen wurden direkt und durch die dorsale Wandung des Pericardialvorhofes beobachtet und registriert. Im Gegensatz zur normalen synchronen Totalsystole konnten am etwas geschädigten Herzen durch Abstufung der Stärke des elektrischen Reizes verschiedene Stufen systolischer Herzaktion hervorgerufen werden: lokale partielle Systole verschiedenen Umfanges, Hemisystolie, totale Systole, unvollkommener und vollkommener Tetanus. Der Stillstand des Ventrikels erfolgt stets, auch bei reflektorischer Herzhemmung und Absterben, in Diastole. Die diastolische Ausdehnung kommt großenteils durch den elastischen Zug der Aufhängebänder (Ligamenta cordis) zustande.

Dorsale und ventrale Wand des Pericardialvorhofes zeigen spontane träge Contractionen. Bei elektrischer Reizung erweisen sich die graphisch registrierbaren Contractionen in ihrem Umfange abhängig von der Reizstärke, und, gesetzmäßigen Verlaufsrichtungen folgend, bis zu einem gewissen Grade unabhängig von der Lokalisation des Reizes. Die Reizwirkung ist zugleich eine sensible und ruft reflektorisch Stillstand, Verlangsamung oder Acceleration des Herzschlages oder Allgemeinbewegungen hervor.

Die dorsale Wandung des Pericardialvorhofes zeigt registrierbare automatische Tonusschwankungen, auf deren Kurve sich, ebenso wie bei elektrisch hervorgerufenen Pericardcontractionen, die Herztätigkeit durch pulsatorische Schwankungen superponiert.

Diese Tonusschwankungen erfolgen nicht regelmäßig, doch mehr oder minder rhythmisch, so daß je eine auf etwa 27–80 Herzschläge kommt; sie zeigen eine langsame periodische Zu- und Abnahme in größeren Wellen und können zeitweilig sistieren. Sie sind auch bei stillstehendem Herzen nachweisbar und beeinflussen auch die Suspensionskurve der den Magen bedeckenden Haut (Perigastrium), die ihrerseits ebenfalls spontane Bewegungen ausführen kann.

Das sogenannte „Pericard“ des Krebsherzens ist somit entgegen bisherigen Angaben aktiv beweglich und automatischer Änderungen seiner Contractionszustandes fähig.

Seine physiologische Funktion ist die eines pericardialen Vorhofes und besteht zunächst darin, als einzige Vorabteilung des Ventrikels diesem als Blutreservoir für seine diastolische Füllung zu dienen. Die automatischen Tonusschwankungen des pericardialen Vorhofes führen zur Annahme einer weiteren physiologischen Funktion desselben, die darin besteht, daß er durch die Tonusänderungen seiner Wandung die Größe des eigenen Füllungsraumes und Innendruckes und hierdurch die diastolische Füllung des Ventrikels, dadurch weiter dessen Schlagvolum und Schlagfrequenz reguliert; ferner neben dieser regulatorischen Herzwirkung zu der Annahme einer regulatorischen Beeinflussung des Gefäβsystems, die je nach Herabsetzung oder Steigerung des Tonus und dadurch bedingter größerer oder geringerer Weite des pericardialen Vorhofes eine Erleichterung oder Erschwerung des Blutzustromes auf den Kiemengefäßen (Branchiocardialvenen) und damit weitere Rückwirkungen vasomotorischer Art herbeiführt.

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Mangold, E. Studien zur Physiologie des Krebsherzens, besonders über eine aktive Funktion des „Pericard“ bei Cancer Pagurus. Z. f. vergl. Physiologie 2, 184–208 (1924). https://doi.org/10.1007/BF00339044

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