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Bau und Funktion der Netzhaut beim Zander (Lucioperca sandra Cuv. und val.) und einigen anderen im Balatonsee häufigen Fischarten

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Es besteht ein biologischer Zusammenhang zwischen der Trübung des Balatonwassers und dem massenhaften Vorkommen gerade derjenigen Fischarten, die Guanin im Netzhautpigment führen.

Bei Lucioperca sandra (Cuv. u. Val.), Lucioperca volgensis (Pal.), Blicca björkna (L.), Pelecus cultratus (L.), Abramis brama (L.) und Acerina cernua (L.) wirkt das Guanin im Dämmerlicht als Reflektor, der den Lichtreiz verstärkt.

Bei Lucioperca sandra (Cuv. u. Val.) wird der Bau der Netzhaut genauer untersucht und es werden folgende Zonen unterschieden.

  1. 1.

    Ein ovales Feld in der Netzhautmitte, das hauptsächlich Guanin, daneben etwas feines Melanin enthält. Die Netzhautdicke ist hier am größten. Der Bezirk erstreckt sich weiter nach oben als nach unten im Augenhintergrund.

  2. 2.

    Die an die Netzhautmitte anschließende ringförmige Randzone I, in welcher außer Guanin und feinem Melanin noch grobes stäbchenförmiges Melanin in den gleichen Zellen vorhanden ist.

  3. 3.

    Die ringförmige schmale Randzone II, welche nur Melanin und zwar als feines mehr körniges und als grobes stäbchenförmiges Pigment enthält.

Die Veränderung des Pigmentes ist am besten in der Netzhautmitte zu erkennen.

In der Dunkelheit sind die Stäbchen vorne kontrahiert, die Zapfen hinten gestreckt. Die Pigmentzellen sind verkürzt und haben die Gestalt eines langgestreckten Rechteckes (Parallelogramms). Die Gegend um den Kern (etwa 1/20 der Zelle) ist pigmentfrei, dann folgt etwa (1/10 der Zelle) feines Melanin konzentriert. Der übrige Zelleib ist mit Guanin erfüllt.

In schwachem Dämmerlicht (und rotem Dunkelkammerlicht, das gleich wirkt) sind die Zapfen kontrahiert, die Stäbchen liegen rückwärts verlagert, zerstreut in den spaltförmigen Räumen zwischen den Pigmentzellen. Diese haben sich etwa um 1/4 verlängert. Die pigmentfreie Zone ist größer. Das Melanin erfüllt etwa 1/4 der Zelle und zwar den stielartigen, dünnen Teil. Der übrige Zelleib ist mit Guanin erfüllt und vorne etwas verdickt.

In hellem Licht (besonders bei Sonne) sind die Zapfen kontrahiert, die Stäbchen liegen weit nach rückwärts verlagert in dreieckigen Räumen hinter der Hauptpigmentmasse. Die Pigmentzelle hängt nur noch durch einen dünnen Stiel mit dem pigmentfreien Kernteil zusammen. Guanin und Melanin erfüllen gleichmäßig das keilförmige Stück der Zelle, das mit seinem stumpfen Ende die Zapfenaußenglieder umgreift.

Die Guaninzelle verändert also in ganz auffallender Weise amöbenartig ihre Gestalt und gleichzeitig wandert das feine schwarze Pigment innerhalb der Zelle.

Auch die Randzone I zeigt ähnliche Formveränderung der Pigmentzellen bei Einwirkung von Licht und Dunkelheit. Das schwarze stäbchenförmige Melanin blieb jedoch in den bisherigen Versuchen immer am Vorderende der Zellen liegen, so daß die Funktion des Guanins wenigstens an den Stellen mit großen Massen groben schwarzen Pigments fraglich bleibt.

Vielleicht verändert jedoch das schwarze Pigment seine Stellung, wenn sehr lange Dunkelheit einwirkt (es wurde nur 2–3stündige Dunkelheit probiert).

Von der Randzone II und ihrer Funktion ist nichts Besonderes zu erwähnen.

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Die Ausführung vorliegender Untersuchung war nur durch die Hilfe der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaften möglich, wofür auch an dieser Stelle mein herzlichster Dank ausgesprochen sei.

Folgende ungarische Herren waren mir behilflich: Herr Direktor Prof. Dr. Gezà Entz, Herr Prof. Dr. Hankó, die Herren Dr. Mehes, Dr. Soo und Dr. Müller. Das Zandermaterial stellte in liebenswürdigster Weise der Direktor der Plattenseefischereiaktiengesellschaft Herr Dr. Lukas zur Verfügung und beim Fang von Fischen war mir behilflich Herr Dr. Wámoscher, Privatdozent am Hygienischen Institut Berlin.

Allen diesen Herren, die mich in liebenswürdigster Weise in dem herrlichen gastfreundlichen ungarischen Forschungsinstitut in Tihany unterstützten, sei mein herzlichster Dank ausgesprochen.

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Wunder, W. Bau und Funktion der Netzhaut beim Zander (Lucioperca sandra Cuv. und val.) und einigen anderen im Balatonsee häufigen Fischarten. Z. f. vergl. Physiologie 11, 749–766 (1930). https://doi.org/10.1007/BF00338182

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