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Untersuchungen über den morphologischen und physiologischen Farbwechsel von Dixippus (Carausius) morosus

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Zusammenfassung

Morphologischer Farbwechsel

Dixippus morosus bildet braunes, rotes und gelbes Pigment als Folge einer Lichtwirkung nur auf den Reiz einer unmittelbaren Untergrundfarbe.

Bei geringer Lichtintensität — im Winter — wird braunes Pigment überhaupt nicht gebildet.

Reflektiertes und durchfallendes Licht übt an sich keine Reizwirkung auf Dixippus aus. Verschiedene Wellenlängen wirken nicht verschieden, werden wohl auch nicht als verschieden perzipiert. Vermehrung oder Verminderung ultravioletter Strahlen besitzt keinen Einfluß auf den Farbwechsel.

Die Untergrundfarbe wirkt nur durch ihren Helligkeitskontrast mit der Umgebung.

Durch Exstirpation verschiedener Gewebe im Kopf wird Kenntnis ihrer Bedeutung für den morphologischen Farbwechsel erstrebt.

Durchtrennung der Augenstiele macht einen Farbwechsel auf optische Reize unmöglich.

Ausreißen der Fühler und Zerstörung der Fühlerbasis ohne nachfolgende Regeneration vernichtet die Fähigkeit braunen Farbstoff zu bilden. Tritt Regeneration ein, so erfolgt auf dunklem Untergrund Melaninbildung.

Exstirpation der Corpora allata und des Ganglion aorticum hat Bräunung des Kopfes vor der Wunde zur Folge.

Durchschneidung des Herzgefäßes bewirkt Bräunung des vorderen Körperabschnittes. Bräunung des ganzen Tieres kann eintreten.

Das gleiche gilt für die Entfernung des Ganglion stomacale.

Exstirpation des Ganglion frontale und Durchschneidung der Kommissuren zwischen Dritthirn und Ganglion frontale haben keine Wirkung auf den Farbwechsel.

Eine Durchtrennung der Vorderlappen des Dritthirns macht eine Pigmentbildung unmöglich.

Es liegt also im Dritthirn ein Zentrum für die das Farbwechselhormon ausscheidende Drüse vor; diese Drüse wird vielleicht durch das Gewebe dorsal vom Ganglion frontale repräsentiert.

Przibrams „farbenphotographische“ Theorie wird für Dixippus widerlegt.

Physiologischer Farbwechsel

Vermehrung oder Verminderung kurzwelliger Strahlen ruft keine Pigmentverschiebung bei Dixippus hervor.

Die Wirkung eines farbigen Untergrundes ist nur als Kontrastwirkung zu erklären.

Farbqualität ist kein wirksamer Reiz für den physiologischen Farbwechsel.

Für eine Pigmentverschiebung ist der Zutritt von Luftsauerstoff an die Hypodermis erforderlich.

Feuchtigkeitsreize werden mit Hilfe der Tracheenluft perzipiert; Verklebung der Stigmen unterbindet die Farbreaktionen. Das Reflexschema lautet: Tracheenluft — Nervenbahn — hormonale Drüse — Blutbahn.

Druck auf das letzte Abdominalsegment ruft maximale Verdunkelung hervor. Das Reflexschema für Druck- und Lichtreize lautet: Nervensystem — hormonale Drüse — Blutbahn.

Operative Eingriffe, entsprechend den oben für den morphologischen Farbwechsel angegebenen, zeigen die Funktion des Dritthirns als Nervenzentrum für die Pigmentwanderung beim physiologischen Farbwechsel.

Morphologischer und physiologischer Farbwechsel sind beide ursächlich bedingt durch Veränderung des Hormongehalts im Blute.

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Atzler, M. Untersuchungen über den morphologischen und physiologischen Farbwechsel von Dixippus (Carausius) morosus. Z. f. vergl. Physiologie 13, 505–533 (1930). https://doi.org/10.1007/BF00338172

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