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Quantitative Untersuchungen über Umstimmungsvorgänge im Zentralnervensystem

I. Der Einfluss des „Appetits“ auf das Gleichgewichtsverhalten bei Pterophyllum

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Gleichgewichtseinstellung von Pterophyllum hat eine starke optische Komponente; bei einseitiger Beleuchtung weicht seine Normallage von der Senkrechten schon bei mäßiger Helligkeit um 4C–60° ab. Es wird eine Methode beschrieben, die diese Abweichung und ihre Änderungen auf etwa 1° genau abzulesen bzw. zu registrieren gestattet.

  2. 2.

    Bei gleicher Lichtintensität wird die Schräglage des Fisches von verschiedenen, eine zentrale Umstimmung bewirkenden Faktoren beeinflußt. Genauere Analyse ergibt, daß (neben anderem) erstens eine generelle optische Aktivität — optisches „Wachsein“ —, zweitens eine speziellere latente optische Nahrungsaufmerksamkeit und drittens eine ganz spezifische, durch das jeweilige Beuteobjekt bestimmte flüchtige Appetiterregung experimentell unterschieden werden können. Diese Aktivitätsformen werden durch ihre Einflußnahme auf die Gleichgewichtslage quantitativ meßbar. Jede von ihnen kann unter bestimmten Bedingungen bis auf Null absinken, jede setzt für ihr eigenes Auftreten das Vorhandensein der davor genannten voraus.

  3. 3.

    Genauer untersucht wurde die Appetiterregung. Ihre jeweilige Größe ist ceteris paribus von der Qualität der Beute, bei gleichem Futter von dessen Gröβe und ferner vom Sättigungsgrad abhängig. Nach mehrtägigem Fasten entspricht die jedesmalige Lagewinkeländerung vergleichsweise einer vorübergehenden Steigerung der Lichtintensität auf etwa das 20–40 fache oder mehr.

  4. 4.

    Die Appetiterregung setzt beim Fixieren des Beuteobjektes mit steilem Kurvenanstieg ein und geht vom Moment des Zuschnappens (oder dem Blick-Entschwindens) an in einer regelmäßigen, erst allmählich, dann schneller abfallenden, S-förmigen Kurve wieder zurück. Dabei wird in der Regel das Ausgangsniveau vorübergehend unterschritten — negatives Erregungsnachbild — wofür eine Deutung vorgeschlagen wird.

  5. 5.

    Die Form dieser „Abklingkurve“ der Appetiterregung wird exakt bestimmt; sie hängt in gesetzmäßiger Weise von der Erregungsgröße ab und ist ferner (in anscheinend komplizierter Form) temperaturabhängig.

  6. 6.

    Zerkauen und Schmecken der Beute haben auf den Ablauf der Appetiterregung keinen Einfluß, Beutegeruch (Enchyträenpreßsaft) vermag dagegen Appetiterregung auszulösen.

  7. 7.

    Die durch diese Appetiterregung bewirkte Gleichgewichtsreaktion wird nicht durch äußere (mechanische) Lokomotionsbedingungen beeinflußt, auch hängt sie nicht von peripheren Vorgängen im Auge beim Beutefixieren (optomotorischen Reaktionen) ab.

  8. 8.

    Die biologische Bedeutung der entdeckten Phänomene sowie eine Reihe von Gemeinsamheiten und Unterschieden zum menschlichen Appetitverhalten werden kurz gestreift.

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Holst, E.v. Quantitative Untersuchungen über Umstimmungsvorgänge im Zentralnervensystem. Zeitschrift für vergleichende Physiologie 31, 134–148 (1948). https://doi.org/10.1007/BF00333882

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF00333882

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