Zusammenfassung
In einleitenden terminologischen Erwägungen wird vorgeschlagen, den Ausdruck „Schlüpfrhythmus“ zugunsten von „tageszeitlich gebundenem Schlüpfen“ aufzugeben. Pseudosmittia arenaria zeigt im normalen Tag-Nachtwechsel ein deutliches tageszeitlich gebundenes Schlüpfen mit einem Maximum 6–8h nach DL (Beginn der Beleuchtung).
In Dauerdunkel schlüpfen keine Imagines. In Dauerlicht erscheinen die Tiere gleichmäßig über den ganzen Tag verteilt.
Der ganze Bereich des sichtbaren Lichtes (geprüft von 476–641 mμ) ist wirksam. Auch die Lichtintensität in Licht-Dunkelbedingungen spielt im untersuchten Bereich (18–350 Lux) keine Rolle.
Das Schlüpfmaximum von Ps. arenaria zeigt eine deutliche Beziehung zu DL. Es wandert bei konstanter Tageslänge um so dichter an DL heran, je kürzer die relative Länge der Lichtzeit ist.
Bei kürzeren Tageslängen wandert das Maximum von DL fort, bei längeren an DL heran. Bei Tagen, die kürzer als 18h sind, liegt es in der folgenden Dunkelzeit, bei solchen, die länger als 36h sind, vor DL. Sein Weg beschreibt dabei eine kubische Parabel.
Beim Eintritt des Gipfels in die folgende Dunkelzeit erscheint ein Maximum nur an jedem 2. Tag. Ein Maximum vor DL ruft ein zusätzliches Maximum in der gleichen Entfernung von LD (Beginn der Dunkelzeit) hervor. Bei extremen Tageslängen ist also dennoch ein Maximum ungefähr alle 24h zu beobachten. Dies ist exogen bedingt. Verlagert man durch schwache Beleuchtung während der Dunkelzeit das Maximum im 12h-Tag in die Lichtzeit, so erhält man ein Maximum an jedem Tag. Der Eintritt des Maximums in eine Dunkelzeit hat also das Umspringen auf einen Schlüpfgipfel an jedem 2. Tag bzw. auf 2 je Tag zur Folge.
Im 12h-Tag mit absoluter Dunkelzeit während der Dunkelzeit kann man auch ein Maximum alle 12h erreichen, und zwar durch Umstimmung eines Teils der Population. Man hat dann 2 Gruppen, deren Maxima um 12h gegeneinander verschoben sind. Hemmend und fördernd auf den Einfluß des Lichtes wirken Temperatur und Substratfeuchtigkeit. Beide Faktoren können ohne Licht kein Schlüpfen hervorrufen. Beziehungen zwischen Lebensweise, Ökologie oder systematischer Stellung und tageszeitlich gebundenem Schlüpfen lassen sich bisher nicht feststellen.
Literatur
Aschoff, J.: Aktivitätsperiodik bei Gimpeln unter natürlichen und künstlichen Belichtungsverhältnissen. Z. vergl. Physiol. 35, 159–166 (1953).
—: Zeitgeber in der tierischen Tagesperiodik. Naturwiss. 41, 49–56 (1954).
Barnes, J.: On some factors governing the emergence of gall-midges (Cecidomyidea: Diptera). Proc. Zool. Soc. Lond. 1930, 381–393.
Bliss, Ch. I.: Temperature characteristics for prepupal development in Drosophila melanogaster. J. Gen. Physiol. 9, 467–495 (1934).
Bremer, H.: Über die tageszeitliche Konstanz im Schlüpftermine der Imagines einiger Insekten und ihre experimentelle Beeinflußbarkeit. Z. wiss. Insekt.biol. 21, 209–216 (1926).
Bünning, E.: Zur Kenntnis der endonomen Tagesrhythmik bei Insekten und bei Pflanzen. Ber. dtsch. bot. Ges. 53, 594–623 (1935).
—: Jahres- und tagesperiodische Vorgänge in der Pflanze. Studium gen. 2, 73–77 (1949).
Caspers, H.: Rhythmische Erscheinungen in der Fortpflanzung von Clunio marinus (Dipt. Chir.) und das Problem der lunaren Periodizität bei Organismen. Arch. Hydrobiol. Suppl. 18, 415–594 (1951).
Corbet, Ph. S.: An adult population study of Pyrrhosoma nymphula (Sulzer). (Odonata, Coenagrionidae). J. Anim. Ecol. 21, 206–222 (1952).
Götz, B.: Neue Apparate zum Studium der Insektenphysiologie. Umschau 1941 a, H. 49, 3 pp. Beiträge zur Analyse des Mottenfluges bei den Traubenwicklern Clysia ambiguella und Polychrosis botrana. Wein u. Rebe 1941 b, H. 10, 207–228.
- Freiland- und Laboratoriums-Untersuchungen über Ausschlüpfen, Eiablage und Nahrungsaufnahme bei den Traubenwicklern Clysia ambiguella und Polychrosis botrana. Wein u. Rebe 1943, H. 10/12, 135–153.
- Tageszeit und Insektenaktivität. Naturwiss. Rdsch. 1949, H. 6, 257–261.
—: Der Einfluß von Tageszeit und Witterung auf Ausschlüpfen, Begattung und Eiablage des Springwurmwicklers Sparganothis pilleriana (Schiff). Z. angew. Entomol. 81, 261–274 (1950).
—: Über die tageszeitliche Konstanz beim Ausschlüpfen von Lepidopteren. Zool. Jb., Abt. allg. Zool. u. Physiol. 62, 355–365 (1951).
Kalmus, H.: Periodizität und Autochronie (Ideochronie) als zeitregelnde Eigenschaften bei Organismen. Biol. generalis (Wien) 11, 93–114 (1935).
—: Tagesperiodisch verlaufende Vorgänge an der Stabheuschrecke (Dixippus morosus) und ihre experimentelle Beeinflussung. Z. vergl. Physiol. 25, 494–508 (1938).
Lewis, I. M., and J. D. Bletchly: The emergence rhythm of the dung-fly, Scopeuma (Scatophaga) stercoraria (L.). J. Anim. Ecol. 12, 11–19 (1943).
Miller, R. B.: A contribution to the ecology of the chironomidae of costello lake, Algonquin park, Ontario. Univ. Toronto stud., Biol. ser. No 49, Publ. Ontario Fish. Res. Lab., S. 1–63, 1941.
Mori, S.: Daily rhythmic phenomena in the life-history of Drosophila. Seibutu 4, 121–128, Japanisch mit engl. Résumé (1949a).
—: Inherintance of daily rhythmic types in emerging behavior in some Drosophila mutants. Jap. J. Genet. 24, 150–156, Japanisch mit engl. Résumé (1949b).
Park, O.: Norcturnalism — the development of the problem. Ecol. Monogr. 10, 485–536 (1940).
Phillipp, P.: Experimentelle Studien zur Ökologie von Chironomus thummi K. Zool. Anz. 122, 237 bis 245 (1938).
Pittendrigh, G. S.: On temperature independence in the clocksystem controlling emergence-time in Drosophila. Proc. Nat. Acad. Sci. USA. 40, 1018–1029 (1954).
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Remmert, H. Untersuchungenüber Das tageszeitlich gebundene Schlüpfen yon Pseudosmittia Arenaria (Dipt. Chironomidae). Z. Vergl. Physiol. 37, 338–354 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00303155
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00303155