Zusammenfassung
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1.
Cochlea-Potentiale. Mittels eingeheilter Elektroden lassen sich bei Dompfaffen (Pyrrhula) und anderen Singvögeln Cochlea-Potentiale über längere Zeiträume hinweg beobachten. Ihr Verhalten wird im Bereich von 200–18000 Hz untersucht.
Bei 3200 Hz finden sich die Potentiale größter Empfindlichkeit und niederster Gipfelhöhe. Hier liegt auch das Optimum der Hörschwelle.
Die obere Grenze der Cochlea-Potentiale des Dompfaffen liegt bei 25000 Hz.
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2.
Mittelohr. Unter Verwendung von Cochlea-Potentialen wird nachgewiesen, daß das äußere Trommelfell der Singvögel nicht am Hörvorgang beteiligt ist. Es hat nur Schutzfunktion. Sinnesphysiologisch wirksam ist allein das innere Trommelfell. Die innere Verbindung beider Paukenhöhlen spielt für das Hören, insbesondere das Richtungshören keine Rolle.
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3.
Richtungshören. Das Ohr des Dompfaffen weist für mittlere und hohe Töne eine Richtcharakteristik auf, die im einzelnen analysiert wird. Die auftretenden Intensisätsdifferenzen können die Lokalisationsleistungen erklären.
Durch Dressur wird die Intensitätsdifferenz-Schwelle zu 14% bestimmt (3200 Hz, 0,1 μbar).
Daneben können noch weitere Mechanismen, z. B. Wahrnehmung der Klangfarben, beim Richtungshören beteiligt sein.
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Ausgeführt mit Unterstützung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft.
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Schwartzkopff, J. Untersuchungen über die Arbeitsweise des Mittelohres und das Richtungshören der Singvögel unter Verwendung von Cochlea-Potentialen. Z. Vergl. Physiol. 34, 46–68 (1952). https://doi.org/10.1007/BF00298942
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