Zusammenfassung
Bei der Untersuchung der Erythrocytenpermeabilität für Glyzerin stieß M. H. Jacobs auf eine Eigentümlichkeit, die charakteristisch erschien für Erythrocyten der Nagetiere und des Menschen (Gruppe 2), während sie bei Rind, Schwein, Pferd und Hammel (Gruppe 1) fehlt: eine Erhöhung der Permeabilität bei alkalischer Reaktion, deren Ausmaß ein bis zwei Größenordnungen beträgt und die durch gewisse Fermentinhibitoren, vor allem Schwermetalle, vermindert bzw. unterdrückt wird, was zur Annahme einer enzymatischen Komponente des Penetrations prozesses geführt hat.
Es wurde untersucht, ob die von Jacobs gefundene Gruppenbildung, die in dem ähnlichen Verhalten von Nagetieren und Mensch Ähnlichkeiten mit den Placentationsverhältnissen zeigt, diese Ähnlichkeit bei Ausdehnung der Untersuchung auf andere Tierarten beibehält.
In 33 Versuchsserien wurden die Erythrocyten von Rind, Hammel. Pferd, Schwein, Hund, Katze, Mensch, Maus, Ratte, Meerschweinchen, Kaninchen, Fledermaus, Igel, Spitzmaus und Maulwurf auf ihre Durchlässigkeit für Glyzerin bei Variation des pH untersucht und miteinander verglichen.
Das Resultat ergab in der Tat weitgehende Übereinstimmung, indem sich ebenso wie die Gruppen der Nagetiere und der Primaten diejenigen der Insectivoren und der Fledermäuse verhielten; das Verhalten der Gruppe 2 beschränkte sich auf die Ungulaten, und die Raubtiere nehmen eine Zwischenstellung ein. Die Differenzen werden mit der verschiedenartigen Placentation der untersuchten Tierarten verglichen, wobei sich auffallende Parallelen ergeben.
Literatur
Elo, J. E.: Vergleichende Permeabilitätsstudien, besonders an niederen Pflanzen. Ann. bot. Soc. zool.-bot. fenn. „Vanamo“ 8, 1–108 (1937).
Flexner, L. B., and A. Gellhorst: A comparative study of placenta permeability using radioactive sodium. Anat. Rec. 82, 411–412 (1942).
Grosser, O.: Die Wege der fetalen Ernährung. Slg Anat. u. Physiol. 3, 79–96 (1909).
Jacobs, M. H.: Observations on an oligodynamic action of copper on human erythrocytes. Amer. J. Med. Sci. 211, 246 (1946).
Jacobs, M. H., and S. A. Corson: The influence of minute traces of copper on certain hemolytic processes. Biol. Bull. 67, 325–326 (1934).
Jacobs, M. H., H. N. Glassman and A. K. Parpart: Hemolysis and zoological relationship. Comparative studies with four penetrating non-electrolytes. J. of Exper. Zool. 113, 277–300 (1950).
Le Févre, P. G.: Evidence of active, transport of certain non-electrolytes across the human red cell membrane. J. Gen. Physiol. 31, 505–527 (1948).
Messerli, H.: Schwermetallwirkungen auf die Erythrocytenpermeabilität und ihre Beziehung zur Frage der Potentialgifttheorie. Med. Diss. Bern (1952).
Mossman, H. W.: Comparative morphogenesis of the fetal membranes and accessory uterine structures. Carnegie Contrib. to Embryol. 26, 129–246 (1937).
—: Comparative vertebrate development. In W. J. Hamilton, J. D. Boyd and H. W. Mossmann, Human Embryology. Cambridge: W. Heffers & Sons, Ltd. (1946).
Strauss, F.: Die Bedeutung des placentaren Blutbeutels in vergleichender Betrachtung. Rev. suisse Zool. 51, 360–368 (1944).
Wilbrandt, W.: Osmotische Methoden zur Bestimmung von Permeabilitätskonstanten an roten Blutkörperchen in physiologischem Milieu. Arch. ges. Physiol. 241, 289 (1938).
—: Zur Methodik der osmotischen Permeabilitätsmessung an Erythrocyten. Pflügers Arch. 250, 569 (1948).
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Herrn Prof. Dr. W. v. Buddenbrock zum 70. Geburtstag
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Wilbrandt, W., Mislin, H. & Strauss, F. Spezifitäten der Zellpermeabilität und stammesgeschichtliche Verwandtschaft. Z. Vergl. Physiol. 37, 211–220 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00298309
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00298309