Zusammenfassung
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1.
Der Ermüdungsversuch nach Hamilton eignet sich nicht zur Untersuchung des Farbensehens von Notonecta glauca.
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2.
Für den dorsal-hinteren Augenabschnitt verhalten sich die relativen Reizwerte der Farben Blau, Grün, Orange und Gelb wie 1∶0,21∶ 0,15∶0,05. Der ventral-vordere Augenteil ist für alle Farben gleich empfindlich. Das Helligkeitsunterscheidungsvermögen nimmt im Rükkenschwimmerauge also von dorsal-hinten nach ventral-vorne ab.
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3.
Für die Farben Blau, Grün, Gelb und Rot gibt es je ein helligkeitsgleiches Grau. Kombinationen jeder Farbe mit dem zugehörigen Grau (Nullzaun) lösen im optomotorischen Versuch im Intensitätsbereich von 150–0,02 Lux keine Reaktionen aus.
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4.
Unvollkommen helligkeitsgleiche Kombinationen der Farben Blau und Grün mit Grau beantworten die Tiere wie Grau-Grau-Zäune. Gleichartige Zäune mit Rot und Gelb lösen nach einem Reaktions-minimum bei sehr niederen Intensitäten wieder gesetzmäßig ansteigende Reaktionsbereitschaft aus. Es wird die Möglichkeit erörtert, in diesen Versuchsergebnissen eine Parallele zu dem für Wirbeltiere bekannten Purkinje-Phänomen zu sehen.
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Dissertation: Naturw.-math. Fakultät der Universität Freiburg i. Br.
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Resch, B. Untersuchungen über das Farbensehen von Notonecta glauca L.. Z. Vergl. Physiol. 36, 27–40 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00297851
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