Summary
Shakespeare is one of the great creators of human characters of the 16th century. Like for many of his contemporaries madness was a central topic of his work. The first part of this paper discusses the sociocultural environment and the semantic field of madness in the Elizabethan age, which forms the background for Shakespeare's characters. In the second part we try to analyze the clinical pictures of the fictive characters of Othello, Hamlet, Lear and Macbeth. While we find melancholy, delusions and hallucinations, other diseases such as schizophrenia are missing entirely. Schizophrenia only appears in the literature more than two hundred years later, in the beginning of modern age.
Zusammenfassung
Shakespeare gilt als der große Menschenbeschreiber am Beginn der Neuzeit. Wie bei vielen seiner Zeitgenossen war der Wahnsinn ein ganz zentrales Thema seines Schaffens. Diese Arbeit geht der Frage des kulturgeschichtlichen und gesellschaftlichen Umfeldes nach, aus dem heraus Shakespeare Figuren entwickelt hat, die aus diesem Kontext weit herausragen. Dabei liegt ein wesentlicher Schwerpunkt auf der historischen Semantik des Wortfelds des Wahnsinns. Danach wird exemplarisch an der Interpretation der Figuren von Othello, Hamlet, Lear und Macbeth dargestellt, welche klinischen Bilder Shakespeare entwickelt. Während sich Darstellungen von Melancholie, Wahn und Halluzinationen finden, fehlen andere auffällige Krankheitsbilder wie die Schizophrenie, die in der Literatur erst mehr als zwei Jahrhunderte später mit Anbruch der Moderne auftaucht.
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Stompe, T., Ritter, K. & Friedmann, A. Die Gestaltungen des Wahnsinns bei William Shakespeare. Wien Klin Wochenschr 118, 488–495 (2006). https://doi.org/10.1007/s00508-006-0641-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00508-006-0641-y