Zusammenfassung
Mit den Händen zu fühlen, zu untersuchen und zu behandeln, ist für jeden Arzt und Physiotherapeuten im Bereich der manuellen Medizin und osteopathischen Verfahren die Grundlage seines Tuns. Beim Kind sind es zunächst die anatomisch kleinen Verhältnisse, die besondere Sorgfalt erfordern. Die Besonderheiten der kindlichen Psyche, auch die der Eltern, sind zu beachten. Es besteht die Notwendigkeit, die speziellen neurophysiologischen Zusammenhänge des heranreifenden Kindes zu kennen und zu berücksichtigen. Das ungestörte Wechselspiel zwischen Propriozeption, Reizverarbeitung und Motorik ist die Voraussetzung für die ungestörte sensomotorische Entwicklung des Kindes. Entscheidende Auffälligkeit für eine Indikationsstellung zu einer manualmedizinischen Diagnostik und Therapie ist eine persistierende Haltungs- und Bewegungsasymmetrie und/oder eine auffällige Kopf- und Rumpfkontrolle in Kombination mit vegetativen Dysregulationen und einer auffälligen sensomotorischen Entwicklung.
Abstract
Feeling, examining and treating with one’s hands forms the basis of what every doctor and physiotherapist in the field of manual medicine and osteopathic procedures does. In the case of children, it is the anatomically small dimensions that initially require special care. The particular features of the child’s mental status, including that of the parents, need to be taken into account. It is important to be familiar with and consider the special neurophysiological correlations in the maturing child. An unhindered interplay between proprioception, stimulus processing, and motor skills is the prerequisite for the unhindered sensomotoric development of the child. Persistent postural and motion asymmetry and/or abnormal head and trunk control combined with vegetative dysregulation and abnormal sensomotoric development constitute crucial signs pointing to an indication for manual medical diagnosis and therapy.
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Interessenkonflikt
L. Fünfgeld, V. Zwingenberger und G. Harke geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Beitrag überwiegend das generische Maskulinum verwendet. Dies impliziert immer beide Formen, schließt also die weibliche Form mit ein.
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Fünfgeld, L., Zwingenberger, V. & Harke, G. Manuelle Medizin bei Kindern (Säuglingen). Manuelle Medizin 57, 223–231 (2019). https://doi.org/10.1007/s00337-019-0564-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00337-019-0564-0
Schlüsselwörter
- Manuelle Medizin/Chirotherapie
- Kindesentwicklung
- KISS-Syndrom
- Plagiocephalie
- Schräglage des Säuglings
- Körperhaltung
- Muskuloskeletales System