Zusammenfassung
Die Folgen einer ungebrochenen Wachstumsorientierung erstrecken sich nicht nur auf ökologische Belange. Seit langem lässt sich eine Entkopplung der Lebensqualität vom Zuwachs des materiellen und technologischen Wohlstandes beobachten. Dies betrifft die psychische Stabilität sowie die körperliche Gesundheit speziell von Kindern und Jugendlichen. Als Beschleuniger erweist sich dabei die Digitalisierung. Fatalerweise fügt sich das Bildungssystem dem Wachstums- und Digitalisierungsdruck, was die Problemlage verschärft. Auswege lassen sich in der Verbindung eines Bildungssystems, das sich am Konzept des Erfahrungswissens ausrichtet, und einer entschleunigten und suffizienten Ökonomie finden. Handwerkliche Praktiken als Ergänzung zu einer stark reduzierten Industrieproduktion böten die Chance, einen Arbeitsbegriff zu etablieren, der sich nicht auf Erwerb beschränkt, sondern durch die Entwicklung von Erfahrungswissen und Handlungskompetenz eine hohe Lebensqualität befördern.
Similar content being viewed by others
Literatur
Adipositas Gesellschaft (2022) Forsa-Umfrage: Wie Corona das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen verändert hat. https://t1p.de/yzwcg. Zugegriffen am 31.07.2022
Alter A (2018) Unwiderstehlich. Der Aufstieg suchterzeugender Technologien und das Geschäft mit unserer Abhängigkeit. Berlin Verlag, Berlin
Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2022) Bildung in Deutschland 2022. WBV Media, Bielefeld
BLIKK-Medien (2017) Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Berichte/Abschlussbericht_BLIKK_Medien.pdf. Zugegriffen am 31.07.2022
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2020) Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland. https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/pressemitteilungen/daten_und_fakten/BZgA_Info-Blatt_DAS2019_Teilband_Computer_Internet_201215.pdf. Zugegriffen am 31.07.2022
Charron S, Koechlin E (2010) Divided representation of concurrent goals in the human frontal lobes. Science 328(5976):360–363
Coenen P, Huysmans MA, Holtermann A, Krause N, Mechelen v W, Straker LM, Beek v d AJ (2018) Do highly physically active workers die early? A systematic review with meta-analysis of data from 193,696 participants. Br J Sports Med 52:1320–1326
Damasio AR (2004) Descartes’ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. List, München
Ehrenberg A (2004) Das erschöpfte Selbst. Camus, Frankfurt am Main
Franziskus (2013) Apostolisches Schreiben „Evangelii Gaudium“. Verlag Herder, Freiburg
Freund A (2021) Mehr Kurzsichtigkeit durch Corona-Maßnahmen. https://www.dw.com/de/mehr-kurzsichtigkeit-durch-corona-ma%C3%9Fnahmen/a-56284222. Zugegriffen am 31.07.2022
Friebe H, Ramge T (2008) Marke Eigenbau. Der Aufstand der Massen gegen die Massenproduktion. Campus, Frankfurt
Funk R (2011) Der entgrenzte Mensch. Penguin Random House Verlagsgruppe, Gütersloh
Gentinetta K, Paech N (2022) Streitfrage Wachstum. Westend, Frankfurt am Main
Grünewald S (2013) Die erschöpfte Gesellschaft. Campus, Frankfurt am Main
Han B-C (2010) Müdigkeitsgesellschaft. Matthes und Seitz, Berlin
Heuvel M van den, Borkhoff CM, Koroshegyi C, Dai DWH, Parkin PC, Maguire JL, Birken CS (2019) Mobile media device use is associated with expressive language delay in 18-month-old children. J Dev Behav Pediatr 40:99–104
Hunger A (2016) An der Rückseite der Rinde. Trauner, Linz
IFES (2020) Die Allerjüngsten und digitale Medien, Studie im Auftrag der Initiative saferinternet.at https://www.saferinternet.at/news-detail/neue-studie-72-prozent-der-0-bis-6-jaehrigen-im-internet/. Zugegriffen am 17.02.2023
Illich I (1973) Selbstbegrenzung. Eine politische Kritik der Technik. Rowohlt, Reinbek
Kardefelt-Winther D (2014) A conceptual and methodological critique of internet addiction research: towards a model of compensatory internet use. Comput Hum Behav 31:351–354
KKH (2021) Corona-Effekt? Starker Anstieg bei Depressionen. https://www.kkh.de/presse/pressemeldungen/depression. Zugegriffen am 17.02.2022
Kümmel R, Lindenberger D, Paech N (2018) Energie, Entropie, Kreativität. Was das Wachstum treibt und bremst. Springer, Berlin
Lam LT, Peng ZW (2010) Effect of pathological use of the internet on aldolescent mental health. Arch Pediatr Adolesc Med 164:901–906
Lempke A (2022) Dopamin. Balance finden im Zeitalter des Vergnügens. Unimedica, Kandern
Medina J (2009) Gehirn und Erfolg: 12 Regeln für Schule, Beruf und Alltag. Springer Spekturm, Heidelberg
Meidinger HP (2021) Die 10 Todsünden der Schulpolitik. Eine Streitschrift. Claudius, München
Mumford L (1967) Mythos der Maschine. Fischer, Frankfurt am Main
Nida-Rümelin J (2014) Der Akademisierungswahn. Edition Körber-Stiftung, Hamburg
Nida-Rümelin J, Zierer K (2017) Bildung in Deutschland vor neuen Herausforderungen. Schneider, Hohengehren
Otsuka Y, Kaneita Y, Itani O, Tokiya M (2020) Relationship between internet addiction and poor mental health among Japanese adolescents. Iran J Public Health 11(49):2069–2077
Paech N (2010) Nach dem Wachstumsrausch: Eine zeitökonomische Theorie der Suffizienz. Z Sozialökonomie 47(166–167):33–40
Paech N (2021) Postwachstumsökonomie: Von der aussichtslosen Institutionen- zur Individualethik. Z Wirtschafts Unternehmensethik 02(22):168–190
Pinker S (2003) Das unbeschriebene Blatt. Die Leugnung der menschlichen Natur. Berlin Verlag, Berlin
Plath HE (2002) Erfahrungswissen und Handlungskompetenz – Konsequenzen für berufliche Weiterbildung. In: Kleinhenz G (Hrsg) IAB-Kompendium Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. WBV Media, Nürnberg, S 517–529
Richards R, McGee SM, Welch D, Hancox RJ (2010) Adolscent screen time and attachment to peers and parents. Arch Pediatr Adolesc Med 164:258–262
Robert-Koch-Institut (2018) Journal of Health Monitoring 2. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_02_2018_KiGGS-Welle2_Gesundheitsverhalten.pdf?__blob=publicationFile. Zugegriffen am 31.07.2022
Schreibmotorik Institut (2019) STEP 2019. Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben. https://www.schreibmotorik-nstitut.com/images/STEP_Studie_2019.pdf. Zugegriffen am 31.07.2022
Schumacher EF (1973) Small is beautiful. Blond & Briggs, London
Spitzer M (2015) Cyberkrank. Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Droemer, München
Spitzer M (2020) Die Smartphone Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart
Stanat P, Schipolowski S, Schneider R, Sachse KA, Weirich S, Henschel S (2022) IQB-Bildungstrend 2021. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe: Erste Ergebnisse nach über einem Jahr Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen. https://www.stiftung-zuhoeren.de/wp-content/uploads/2022/07/IQB_BT2021_ErsteErgebnisse_Kurzbericht.pdf. Zugegriffen am 31.07.2022
Techniker Krankenkasse (2010) Gesundheitsreport 2010 – Gesundheitliche Veränderungen bei Berufstätigen und Arbeitslosen von 2000 bis 2009. Schipplick Winkler Printmedien, Lübeck
Ullrich W (2006) Habenwollen. Fischer, Frankfurt am Main
Virilio P (1992) Rasender Stillstand. Hanser, München
Zimmerman FJ, Bell JF (2007) Associations between media viewing and language development in children under age 2 years. J Pediatr 151:364–368
Zurstiege G (2019) Taktiken der Entnetzung. Die Sehnsucht nach Stille im digitalen Zeitalter. Suhrkamp, Frankfurt am Main
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2023 Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature
About this entry
Cite this entry
Dutz, K., Paech, N. (2023). Streitschrift zu ungesundem Wirtschaftswachstum: Konsum, Digitalisierung und die Rolle der Bildung. In: Hartung, S., Wihofszky, P. (eds) Gesundheit und Nachhaltigkeit. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64954-1_43-1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-64954-1_43-1
Received:
Accepted:
Published:
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-64954-1
Online ISBN: 978-3-662-64954-1
eBook Packages: Springer Referenz Medizin