Zusammenfassung
Kreuzfahrten sind zum touristischen Massenphänomen avanciert. Entsprechend nimmt auch die Beschäftigung mit ihnen in Form von Reiseführern, Blogs oder Ratgebern zu. Im Rahmen einer Fallanalyse des Ratgebers Kreuzfahrt-Knigge für die Frau von Welt (2018) steht die Frage im Vordergrund: Kreuzfahrt-Reisen bildet?. Herausgearbeitet wird, dass es im Kontext von Kreuzfahrten durchaus um die ‚Bildung‘ von Subjekten geht, allerdings weniger im Sinne transformatorischer Bildung als vielmehr im Sinne einer subjektivationstheoretisch verstandenen Disziplinierung, die ‚gesellschaftsadäquate‘ Subjekte hervorzubringen sucht. Demnach ist die Subjektivation in einen größeren Kontext massentouristischer Strategien zu setzen, die Kreuzfahrt als leicht zu konsumierendes Gut vermarkten. Mehr noch: Basierend auf der Datafizierung Reisender werden Schiffe und besuchte Orte zu hochgradig vorstrukturierten Räumen, die keine Irritationen bei den Passagier_innen hervorrufen sollen.
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Notes
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Bei den sogenannten ‚Säufer-Kreuzfahrten‘ handelte es sich in den 1920er und 1930er Jahren in den USA um „[e]in legales Schlupfloch für einen ungehemmten und ungestraften Alkoholkonsum“ (Schüßler 2005, 35), da sich die Schiffe außerhalb der 12-Meilen-Zone und damit nicht mehr auf US-amerikanischem Gebiet befanden, auf dem aufgrund des im Jahr 1920 in den USA eingeführten National Prohibition Act das Konsumieren von Alkohol verboten war (vgl. dazu auch Groß 2017, 178 f.).
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An dieser Stelle danke ich Sandra Hofhues für ihre wertvollen Kommentare zu diesem Manuskript und das gemeinsame (Weiter-)Denken.
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Während es sich im 18. Jahrhundert bei Medien des Rates vor allem um „periodisch erscheinende Kalender, die Moralische Wochenschrift und die Frauenzeitschrift“ handelte, so traten im 20. Jahrhundert infolge technologischer Entwicklung „das Telefon und der Rundfunk hinzu“ (Messerli 2010, 31).
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Stand Juni 2020.
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Die Adressierung als ‚Ladys‘ taucht mehrfach innerhalb des Ratgebers auf, so beispielsweise auch auf dem Cover der eBook-Version, auf dem deutlich gemacht wird: „For Ladys only“ (Günther 2018, Cover eBook).
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Hierbei handelt es sich in leicht abgewandelter Form um das titelgebende Zitat des Kapitels.
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Dass Frauen angeblich gerne shoppen, wird innerhalb des Ratgebers mehrfach suggeriert. So werden beispielsweise an zwei Stellen ‚Shopping-Vergleiche‘ bemüht, die auf ein vermeintliches ‚weibliches Allgemeinwissen‘ rekurrieren: „Die Route für die allererste Kreuzfahrt auszusuchen, ist ungefähr so schwierig wie sich für ein Paar Pumps vom Lieblingsdesigner zu entscheiden.“ (Günther 2018, 87).
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Diese Feststellung irritiert, steht sie doch im Widerspruch zur Tatsache, dass es in einem Fitnessstudio schließlich darum geht, sich zu bewegen. Gleichsam blitzt hier auf, dass es manche Menschen durchaus Überwindung kostet und einer (Selbst-)Disziplinierung bedarf, ins Fitnessstudio zu gehen.
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In Anlehnung an Kubicek u. a. (2019), die sich wiederum auf die Datenschutzverordnung beziehen, verstehe ich Daten in diesem Fall als personenbezogene Daten, bei denen es sich „nicht nur um Zahlenwerte [handelt], sondern [um] alle ‚Informationen, die sich auf eine identifizierte und identifizierbare natürliche Person […] beziehen‘ (Artikel 4, Ziffer 1)“ (ebd., 3).
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Riettiens, L. (2022). Kreuzfahrt-Reisen bildet? Kreuzfahrtreisende zwischen Optimierung, Disziplinierung und (Subjekt-)Bildung. In: Knobloch, P.D.T., Drerup, J., Dipcin, D. (eds) On the Beaten Track. Kindheit – Bildung – Erziehung. Philosophische Perspektiven. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63374-8_9
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