Zusammenfassung
Empirische Untersuchungen sollten nicht nach der Art der verwendeten Untersuchungsmethode, sondern nach ihren Ergebnissen, ihrer Funktion und ihrem Stellenwert für den Wissenschaftsprozess beurteilt werden. (Bortz und Döring, Forschungsmethoden und Evaluation. Für Human- und Sozialwissenschaftler, S. 303, Springer Medizin, Heidelberg, 2015)
Dieses einführende Zitat soll die in zahlreichen Methodenhandbüchern nachzulesenden Gegenüberstellungen von qualitativem und quantitativem Paradigma abkürzen (vgl. u. a. Flick, Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg, 2016; Lamnek und Krell, Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. Beltz, Basel, 2016) und auf folgende, zentrale Aussage reduzieren: Eine Untersuchungsmethode ist dann adäquat, wenn sie die geeignetste ist, um einem Forschungsinteresse nachzugehen. Tendenziell kommt das qualitative Paradigma dabei dann zum Einsatz, wenn es um die Interpretation von nichtnumerischen Daten geht, die in einem eher offenen, nicht hypothesengeleiteten, prozesshaften Forschungsprozess gewonnen wurden (vgl. Bortz und Döring, Forschungsmethoden und Evaluation. Für Human- und Sozialwissenschaftler, S. 303, Springer Medizin, Heidelberg, 2015; Lamnek und Krell, Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. Beltz, Basel, 2015).
Über diese pragmatische Abkürzung der paradigmatischen Perspektive hinaus soll gleich zu Beginn betont werden, dass die nachfolgenden Ausführungen auf einem Grundverständnis von qualitativer Forschung im Sinne eines mehrdimensionalen Baukastensystems basieren (Abb. 2.1). Die Einzelbestandteile dieses Systems können bei ausreichender Passung flexibel eingesetzt und kombiniert werden. Dies muss jedoch auf der zwingend nötigen Basis eines soliden theoretischen Fundaments und unter dem Primat der Orientierung am Untersuchungsgegenstand bzw. den Forschungsfragen erfolgen.
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Vogt, M. (2020). Qualitative Forschung in den naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken. In: Kircher, E., Girwidz, R., Fischer, H. (eds) Physikdidaktik | Methoden und Inhalte. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59496-4_2
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