Zusammenfassung
Die Sorge für einander gehört zum Menschsein und hat unterschiedliche Typen des Helfens in den jeweiligen Kulturen hervorgebracht. Eine für unsere abendländische Kultur hervorstechende Form der Hilfe zeigt sich in Organisationen, in denen unabhängig von familiären Bindungen Menschen Hilfe in Notsituationen erfahren können. Die heutigen Wohlfahrtsverbände entstanden zumeist im 19. Jahrhundert, um die sozialen Folgen der Industrialisierung zu bekämpfen. In der Weimarer Republik wurde die spitzenverbandliche Liga der Freien Wohlfahrtspflege gegründet. Seitdem haben Freie Wohlfahrtsverbände eine dreifache Funktion als sozialer Dienstleister, in der Wahrnehmung umfangreicher öffentlicher Aufgaben innerhalb des Sozial- und Gesundheitswesens als private Vereine und in der Kooperation mit dem Sozialstaat durch zentrale politische Koordinierungsstellen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Durch den gesellschaftlichen Wandel haben sich auch die Anforderungen an die Wohlfahrtsverbände geändert. Aus ihrer Stellung als intermediäre Organisationen zwischen Staat, Markt und Zivilgesellschaft ergeben sich heutige Herausforderungen und ethische Spannungsfelder. Theorien zum professionellen Handeln beziehen sich auf unterschiedliche Modelle sozialer Dienstleistungserbringung, während professionsethische Überlegungen auf ethische Fundamentalnormen sozialprofessionellen Handelns rekurrieren und wohlfahrtsverbandliche Traditionen und darin enthaltene moralische Grundlagen kritisch befragen. Wohlfahrtsverbände haben auch die Aufgabe, die aus ihrer Arbeit hervorgehenden unterschiedlichen fachlichen und ethischen Diskurse in gesamtgesellschaftliche Kommunikationsprozesse einzubringen.
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Notes
- 1.
Dies ist z. B. der Vorwurf gegenüber der Tafelbewegung (vgl. Selke 2010).
- 2.
Nach Dewe und Otto hat die wissenschaftsgestützte Rationalisierung und Technisierung zu einem Expertentum Sozialer Professionen geführt, welche eine funktionale Autorität und Macht besitzt, „die den Adressaten professioneller Intervention seiner eigenen Handlungs- und Entscheidungskompetenz beraubt und ihn lediglich zum Objekt, nicht aber zur Legitimationsinstanz des professionellen Handelns macht“. (Dewe und Otto 1987, S. 776).
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Eurich, J. (2020). Wohlfahrtsverbände im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Anforderungen und professionellen Herausforderungen. In: Riedel, A., Lehmeyer, S. (eds) Ethik im Gesundheitswesen. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58685-3_82-1
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Wohlfahrtsverbände im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Anforderungen und professionellen Herausforderungen- Published:
- 06 May 2021
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-58685-3_82-2
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Wohlfahrtsverbände im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Anforderungen und professionellen Herausforderungen- Published:
- 09 June 2020
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-58685-3_82-1