Zusammenfassung
In Ludwig Erhards Bild vom selbstbestimmten Bürger spielt Eigentum eine zentrale Rolle, weil es eine soziale Funktion hat. Eigentum dient der Absicherung von Risiken. Ohne diese Sicherung würde der Anreiz für Unternehmer und Arbeitnehmer, am Markt teilzunehmen, sinken. Da durch Eigentum eine Zuordnung von wirtschaftlichen Handlungen möglich ist und damit Haftung durchgesetzt werden kann, erzeugt es zugleich die Fähigkeit zur Verantwortung. Der Wille zur Eigenverantwortung bremst den Leviathan, also den allmächtigen Staat. Deshalb hat der Staat Interesse, ökonomische Selbstständigkeit zu begrenzen. Da der Mensch risikoscheu ist und versucht, negative Risiken auf andere abzuwälzen, gibt das dem Staat die Macht, als Risikoträger seine Bürger abzusichern und von sich abhängig zu machen. Somit ist Eigentum Voraussetzung für freie Bürger. Ludwig Erhard griff die Forderung, Arbeitnehmer am Produktivvermögen zu beteiligen, mehrfach auf und meinte vor allem die Sparer, wenn er an die Eigentumsbildung über Aktien und Wertpapiere nachdachte. Heute scheint Vermögensbildung nicht nur als Maßnahme der Eigentumsbildung, sondern auch zur Stärkung der politischen Robustheit eines Staats wichtiger denn je.
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Blum, U. (2021). Eigentum – wozu? Analyse und Perspektiven aus der Sicht Ludwig Erhards. In: Naumer, HJ. (eds) Vermögensbildungspolitik. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34057-5_4
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