Zusammenfassung
Das Führungsverständnis und die Fähigkeiten von Führungskräften unterschiedlicher Hierarchieebenen beeinflussen stark, inwieweit die Potenziale der Digitalisierung zum Zweck guter Arbeit erschlossen werden können. Die aktuelle Herausforderung von Führungskräften besteht darin, dass sich alle in Wechselwirkung stehenden Elemente des betrieblichen Interaktionsgefüges, wie Menschen, Maschinen, Organisationsabläufe, Arbeitsaufgaben, Tätigkeitstypen etc., permanent wandeln. Gute Führung bedeutet, Digitalisierungsprozesse so zu gestalten und zu steuern, dass es Beschäftigten ermöglicht wird, ihre Arbeitsleistung in personenförderlicher Weise zu erbringen und ihre Partizipations- bzw. Mitgestaltungsansprüche sowie Mitwirkungsrechte zur Geltung kommen. Dies kann nur gelingen, wenn das betriebliche Interaktionsgefüge als soziodigitales System begriffen und gesteuert wird. Handlungsleitend ist dann die Einsicht, dass Technologien immer erst durch soziale Praktiken wirksam werden. Es kommt also darauf an, Technologien in sozial-innovative Nutzungsformen zum Zwecke guter Arbeit einzubinden.
Ziel des Beitrags ist es, Hintergründe, Ausgangsüberlegungen und Zielstellungen des im September 2019 gestarteten, drei-jährigen Verbundprojektes „Gute Führung und Arbeit in der soziodigitalen Transformation“ (eLLa4.0), an dem drei Forschungsinstitute und vier Unternehmen beteiligt sind, zu skizzieren.
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Koch (2010, S. 106–120) gibt einen instruktiven Überblick über Interaktionsarbeit am Beispiel des technischen Service im Maschinenbau.
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Kopp, R., Lager, H. (2021). Gute Führung in der soziodigitalen Transformation. In: Vernetzte Arbeitswelt - Der digitale Arbeitnehmer. Weiterbildung und Forschung der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33328-7_6
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