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Das Miteinander Sprechen und Handeln

Hannah Arendts Begriff von Öffentlichkeit als Modell für den Diskussionsraum der Erwachsenenbildung

  • Chapter
  • First Online:
Hannah Arendt

Part of the book series: Bürgerbewusstsein ((BÜUPOBI))

  • 3246 Accesses

Zusammenfassung

In den ersten Briefen nach 1945 verständigten sich Hannah Arendt und Karl Jaspers, deren Gespräche durch den Nationalsozialismus und die Emigration Arendts unterbrochen worden waren, über die Gemeinsamkeiten im Denken. Vor dem Hintergrund der Erfahrung, dass ein Herrschaftsmechanismus entwickelt worden war, der im Handumdrehen ein ganzes Volk in die Barbarei versetzt hatte, skizzierten sie, was kritische Geistesgegenwart für sie hieß. „Zählen werden nur die“, schrieb Arendt, „die bereit sind, sich weder mit einer Ideologie noch mit einer Moral zu identifizieren“ (Arendt 1985, S. 59). Abgeblockt werden Realitäts- und Verantwortungsbewusstsein durch die innere Zwangsläufigkeit im Denken, die sich auf die Pflicht gegenüber höheren Gesetzmäßigkeiten beruft und dieser Pflicht unbedenklich die Zwischenmenschlichkeit und Freundschaft opfert. In diesem Beitrag stellt Ingeborg Nordmann nach Arendts und Jaspers Ausführungen vor, welchen Einfluss das Miteinander-Sprechen und -Handeln bezüglich des Politisch-Werdens von Menschen hat und wie dies gefördert werden kann.

„…die herrliche Genauigkeit des Zuhörens, die ständige Bereitschaft, Rede und Antwort zu stehen, die Geduld, bei der einmal besprochenen Sache zu verweilen; ja mehr noch, die Fähigkeit, das sonst Verschwiegene in den Gesprächsraum zu holen, es sprechwürdig zu machen und so alles im Sprechen und Hören zu verändern, erweitern, verschärfen…“

(Hannah Arendt über Karl Jaspers)

Dieser Beitrag erschien erstmals unter: Nordmann, I. (2011). Das Miteinander Sprechen und Handeln. Hannah Arendts Begriff von Öffentlichkeit als Modell für den Diskussionsraum der Erwachsenenbildung. In: Hessische Blätter für Volksbildung 01/2011. Öffentlicher Raum und politische Bildung (S. 23–31). Bielefeld: wbv. Die Herausgeber danken dem Verlag herzlich für die Erteilung der Rechte für den Wiederabdruck an dieser Stelle.

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Notes

  1. 1.

    Der Gründungsakt gilt bereits bei den griechischen Philosophen als vor-politisch, weil er die institutionelle Voraussetzung und den Rahmen von Politik darstellt, die durch ein Herstellen zustande kommt und immer auch gewaltsame Züge hat. Diese strikte Trennung zwischen Herstellen und Handeln ist nicht unproblematisch, da ja bereits die Gestaltung des politischen Körpers einen politischen Konsens voraussetzt. Arendt geht es hier um den reinen Begriff des politischen Handelns, um das „Bezugsgewebe“ des Politischen, das in der Geschichte der politischen Philosophie weitgehend unberücksichtigt geblieben ist und das für die hier behandelte Fragestellung vor allem von Interesse ist. Während Arendt in der Vita activa vor allem das Handeln erörtert, widmet sie sich in ihrem Buch über die Revolution ausführlicher den Institutionen.

  2. 2.

    Arendts Hermeneutik der Konstellation ist von Walter Benjamin beeinflusst.

  3. 3.

    Von hier aus entwickelt Arendt auch ihren kommunikativen Begriff von Macht. Macht ergibt sich durch das Handeln der Vielen. Gewalt ist nicht potenzierte Macht, sondern zerstört sie, weil sie Handeln verunmöglicht. Gewalt ist für Arendt auch außenpolitisch ein Grenzphänomen.

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Nordmann, I. (2020). Das Miteinander Sprechen und Handeln. In: Oeftering, T., Meints-Stender, W., Lange, D. (eds) Hannah Arendt. Bürgerbewusstsein. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30676-2_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-30676-2_6

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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