Zusammenfassung
Politik und Energiewirtschaft geraten zunehmend unter gesellschaftlichen Druck im Hinblick auf angemessene soziale, technologische und politische Lösungen der Energiewende. Einerseits entwickeln sich Widerstände gegen die Umsetzung bestimmter infrastruktureller Planungen wie Netze oder Anlagenstandorte, andererseits werden Energiegenossenschaften und Institutionen der Sharing Economy als soziale Innovationen durch zivilgesellschaftliche Akteure initiiert. Man kann diese Entwicklung auch als zwei Ausprägungen auf einer Skala der Akzeptanz verstehen – charakterisiert durch Gegnerschaft (Nichtakzeptanz) auf der einen Seite bis zum eigenen Engagement (Akzeptanz) auf der anderen. Mit beiden Ausprägungen – und den verschiedenen Akzeptanzstufen dazwischen – wird in der Energiewende bislang wenig lösungsorientiert umgegangen. Insofern wird in diesem Kontext ein erweiterter Akzeptanzbegriff zu diskutieren sein, der über die Abwesenheit von Widerstand gegen Techniklösungen (Einstellungsakzeptanz) hinaus auf eine sozial aktive Handlungsbereitschaft der Vielen setzt und damit Handlungsakzeptanz motiviert. Empirische Erkenntnisse zeigen, dass es für diese aktive Handlungsbereitschaft und umsetzungsorientierte Handlungsakzeptanz auf angemessene Kooperationen und Netzwerke ankommt, deren Teilnehmer über eine Kombination organisatorischer und individueller Kompetenzen verfügen.
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Notes
- 1.
Der Beitrag wird durch Arbeiten aus den beiden Kopernikus Vorhaben ENavi sowie ENSURE unterstützt.
- 2.
1998 wurde mit der Liberalisierung des Strommarktes der Verkauf von Öko-Strom deutschlandweit möglich.
- 3.
Erst seit 2014 existiert ein Monitoring der Energiewende, das die technologischen und energiewirtschaftlichen Erfolge auf Bundesebene bewerten soll.
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Brohmann, B. (2019). Der Beitrag von Akteurskooperationen zur Akzeptanzentwicklung in der Energiewende. In: Fraune, C., Knodt, M., Gölz, S., Langer, K. (eds) Akzeptanz und politische Partizipation in der Energietransformation. Energietransformation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24760-7_12
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