Zusammenfassung
G. Simmel spricht über Liebe, Erotik, Sexualität in ihren Zusammenhängen und Bezügen zu Institutionen wie der Ehe oder zur Bevölkerung, ohne all dies auseinanderzureißen. Liebe versteht er als etwas Mentales, gerichtet auf ein individualisiertes Gegenüber im Ganzen. Auch Erotik wird von Simmel als Interaktion aufgefasst; sie vermittelt zwischen sinnlichem Begehren und autonomer Liebe. Das Sexuelle wird auf den physischen Geschlechtsakt eingegrenzt, gegründet auf die Fortpflanzung als Gattungszweck. Das klingt von heute her gesehen wie Heteronormativität, wäre da nicht Simmels Beschwörung des Prinzips ‚Leben‘, das gegen erstarrte Formen revoltiert. Auf das Romantischste verknüpft Simmel Liebe, Individualität und als gemeinsamen Ausdruck dessen die Sexualität. Wird diese Vorstellung der Gefühlstiefe gegen die aktuellen Sexual- und Beziehungsmodelle gehalten, lassen sich stark divergierende Ideen von Individualität erkennen. Die Prostitution muss er vor diesem Hintergrund kritisch bewerten. Aber er begibt sich dabei nicht auf das Terrain der Moral und nimmt keinen Anstoß an den Mikroverhältnissen der Macht. Stattdessen entfaltet er an diesem Gegenstand eine anregende Kritik bürgerlicher Herrschaft und argumentiert definitionstheoretisch.
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Literatur
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Lautmann, R., Klimke, D. (2018). Das Leben im Erotischen und Sexuellen. In: Lautmann, R., Wienold, H. (eds) Georg Simmel und das Leben in der Gegenwart. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21427-2_16
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