Zusammenfassung
Die Arbeitswelt ist in Bewegung begriffen. Die neuen Arbeitsformen fordern die etablierten Formen betrieblicher Kooperation heraus. Omnipräsent sind Klagen über den Verlust von Zugehörigkeit, der mit der Flexibilisierung, mit neuen Organisationsformen und mit räumlicher Mobilität zusammenhängt. Zunehmend werden aber auch kritische Debatten über den Stellenwert der Identität und Zusammengehörigkeit in den Teams geführt, die eine Idealisierung überkommener Muster in Frage stellen. Dieser Beitrag greift diese Positionen auf und plädiert dafür, die Konzepte der Identität und der Zugehörigkeit eingehend zu betrachten, um einerseits ihre Potenziale, aber auch deren Begrenzungen wahrzunehmen. Die Herausforderungen der Zusammengehörigkeit in der Arbeitswelt kommen zur Sprache, um die Potenziale des Wandels in unserem Verständnis von Zugehörigkeit zu thematisieren. Denn die Veränderungen in der Arbeitswelt eröffnen Möglichkeiten, um die Beziehungen in Teams neu zu ordnen. Es bieten sich wichtige Chancen, die Zugehörigkeit neu zu denken.
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Notes
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Zu den Ausnahmen gehört das Heft „Zugehörigkeit“ der Zeitschrift Supervision (33. Jahrgang, 2, 2015).
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Gemäß Kotthoff: „Gemeinschaftlichkeit im Betrieb galt in der Soziologie lange Zeit als vormodern, als obsolet und suspekt, weil ausschließlich die patriarchalisch-traditionale Form gesehen wurde und nicht deren Veränderung und Modernisierung (2015, S. 30).
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Auch frühe Betriebe konnten für das Wohlergehen und ein gutes Betriebsklima besorgt sein, doch das Verständnis von den „Arbeitnehmern“ zu den „MitarbeiterInnen“ hat sich beträchtlich gewandelt.
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Google setzt hingegen darauf, dass die Firma möglichst zum Zuhause wird: „Obwohl
von Google alles dafür getan wird, dass die Mitarbeiter gar nicht erst nach Hause gehen, kommen die meisten gegen 9 Uhr und gehen um 18 Uhr. Homeoffice gibt es nicht, in der Kernarbeitszeit sollten alle da sein. In dieser Hinsicht ist Microsoft innovativer als Google. (Marco Dettweiler in der FAS – vgl. vorherige Anmerkung).
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Ich danke Prof. Dr. Günther Maier für das Teilen seiner diesbezüglichen Überlegungen.
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Volk (2015, S. 14) spricht gar vom „betrieblichen Sozialkitsch“.
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Betonungen der Autorin.
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Zeitverträge können von Expertinnen gewollt, oder von prekär Beschäftigten mangels besserer Optionen hingenommen sein.
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Dörre et al. (2012) stellen in ihren Studien fest, dass ca. ¾ bis 2/3 der Beschäftigten in deutschen Betrieben ein starkes bis sehr starkes Zugehörigkeitsgefühl zu ihren Betrieben haben.
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Pfaff-Czarnecka, J. (2018). Zugehörigkeit neu denken. Herausforderungen der Arbeitswelt von heute und morgen. In: Geramanis, O., Hutmacher, S. (eds) Identität in der modernen Arbeitswelt . uniscope. Publikationen der SGO Stiftung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18786-6_1
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