Zusammenfassung
Vor und nach der Bundestagswahl 2013 kam, wie bereits im Zusammenhang mit vorherigen Bundes- oder auch Landtagswahlen, Kritik an den demoskopischen Instituten auf und der Vorwurf möglicher Manipulation der Wählerschaft wurde laut. Auslöser dieser Kritik war die erstmalige Veröffentlichung des ZDF-Politbarometers drei Tage vor der Wahl. Das ZDF brach damit das ungeschriebene Gesetz, dass die öffentlich-rechtlichen Sender in den letzten zehn Tagen vor der Wahl keine Umfragen mehr veröffentlichen, um Manipulationsvorwürfe zu vermeiden.
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Notes
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Die Bequemlichkeitshypothese kann darüber hinaus in zwei Subhypothesen untergliedert werden, die Defätismus- und die Lethargie-Hypothese. Die Defätismus-Hypothese besagt, dass die Anhänger des vermeintlichen Verlierers der Wahl fernbleiben, da sie das Gefühl haben, nichts mehr zu einem besseren Ergebnis der von ihnen präferierten Partei beitragen zu können. Die Lethargie-Hypothese dagegen nimmt die Anhänger des von den Umfragen prognostizierten Gewinners in den Blick. Es wird angenommen, dass sie aufgrund des scheinbar eindeutigen Ergebnisses keine Notwendigkeit mehr sehen, zur Wahl zu gehen (Brettschneider 2000).
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Der RCS-Datensatz 2005 wurde unter der Leitung von Rüdiger Schmitt-Beck im Rahmen des DFG-geförderten Projekts „Kampagnen-Dynamik. Eine Rolling Cross-Section/Panel-Studie zu den Wirkungen des Wahlkampfes bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005“ erhoben. Die weiteren Daten, die in diesem Beitrag verwendet werden, wurden vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS) zugänglich gemacht. Die Daten der CATI-Umfrage, Komponente 2: Rolling-Cross-Section-Wahlkampfstudie mit Nachwahl-Panelwelle 2005 und 2009, wurden im Rahmen der German Longitudinal Election Study erhoben von Prof. Dr. Hans Rattinger (Universität Mannheim), Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck (Universität Mannheim) und PD Dr. Bernhard Weßels (Wissenschaftszentrum Berlin). Sie wurden von GESIS für die Analyse aufbereitet und dokumentiert. Weder die genannten Personen noch die Institute tragen Verantwortung für die Analyse oder Interpretation der Daten in diesem Beitrag.
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Die umfassenden Analysen finden sich in der veröffentlichten Dissertation „Wahlumfragen und Wähler“ (Hoffmann 2014).
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Auf niedrigerem Niveau zeigen sich 2009 ebenfalls Unterschiede beim Vergleich der Unentschlossenen mit denjenigen, die beabsichtigen, die Grünen zu wählen. Die Modelle lassen jedoch keine sinnvolle Interpretation zu. In den Analysen der Bundestagswahl 2005 ist der Vergleich der Unentschlossenen mit denen, die eine Wahlabsicht für die Union angeben, in einem ersten Schritt signifikant zwischen den Tagen. Signifikante Umfragewirkungen finden sich in den weiteren Analysen dagegen nicht.
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Die Ergebnisse der Mehrebenenanalysen der Bundestagswahl 2013 können in tabellarischer Form im Anhang eingesehen werden.
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Hoffmann, H. (2017). Beeinflussen veröffentlichte Umfrageergebnisse die Wählerschaft?. In: Faas, T., Molthagen, D., Mörschel, T. (eds) Demokratie und Demoskopie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13677-2_8
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