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Kollaborative Enterprise-Architektur – Managementwerkzeug für komplexe IT-Systeme

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Komplexitätsmanagement in Unternehmen

Zusammenfassung

Die Informationstechnologie (IT) hat in den etwa 50 Jahren ihrer Existenz die Geschäftstätigkeit von Unternehmen in einer Art verändert wie vor ihr wohl nur die Dampfmaschine. Firmen hängen heute sowohl beim operativen Tagesgeschäft als auch bei der langfristigen Planung stark von der IT ab. Diese sollte also stabil, effizient und gut an die Bedürfnisse der Fachseite angepasst sein.

Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Die IT ist oft schwerfällig, teuer und unflexibel. Woran liegt das? Mit ihrem Siegeszug in der Geschäftswelt hat die IT eine beträchtliche Komplexität erreicht. Ein global operierendes Unternehmen kommt leicht auf mehrere Tausend IT-Applikationen, die wiederum auf Hunderten verschiedenen Software- und Hardware-Plattformen aufbauen. Aus Sicht des Komplexitätsmanagements ist damit die Unternehmens-IT ein äußerst komplexes sozio-technisches System.

Ein Mittel, um dieser Art Komplexität Herr zu werden, ist Enterprise-Architektur (EA). Als Hygienefaktor wirkt sie dem Chaos entgegen. Ein Enterprise-Architekt stellt sicher, dass Änderungen in der IT-Landschaft einen geschäftlichen Nutzen haben, und arbeitet auf die Reduzierung von IT-Komplexität und -Kosten hin. EA ist mittlerweile, zumindest in Großunternehmen, ein allgemein akzeptiertes Managementwerkzeug, mit Industriestandards für Vorgehensmodelle und Tools. Allerdings muss man bei genauer Betrachtung feststellen, dass trotz hoher Investitionen ein großer Prozentsatz der EA-Initiativen nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt.

Ein Kernproblem der in der Praxis gelebten IT-Planungs- und EA-Prozesse ist der Versuch, ein System wie die IT-Landschaft eines Unternehmens bis auf die operative Ebene hinunter detailliert zu steuern. Zudem behindert oft Silodenken auf Seiten aller beteiligten Gruppen (Fachseite, IT-Organisation und EA-Team selbst) ein wirkungsvolles Architekturmanagement.

Der Gegenentwurf zu dieser Art von EA ist kollaborative Enterprise-Architektur, deren Kerngedanken schlanke IT-Prozesse und Regeln, ein evolutionärer IT-Planungsprozess und die breite Partizipation an IT-Entscheidungen sind. Mit Anleihen bei agilen Prozessen, Lean Management und Enterprise-2.0-Konzepten werden diese Grundsätze mit Leben gefüllt.

Dieser Artikel macht eine Reihe konkreter Vorschläge für die Einbindung kollaborativer Elemente in die strategische IT-Planung. Mit einer so gestalteten EA wird eine breite Einbindung aller Interessengruppen mittels flexibler Prozessstrukturen erreicht. So kann das IT-Top-Management schneller und beweglicher planen und handeln, und die IT wird ihrem Anspruch besser gerecht.

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Notes

  1. 1.

    Etablierte EA-Rahmenwerke wie etwa TOGAF (The Open Group 2011) oder Zachman (2008) sehen zwischen 30 und 60 Ergebnistypen von EA-Arbeit vor.

  2. 2.

    Das Originalzitat des Berichts lautet: „Of the 93 agencies that we reported on in 2001 and 2003, 22 agencies (…) increased their maturity, 24 (…) decreased their maturity, and 47 (…) remained the same.“ (Seite 27).

  3. 3.

    Eine umfassende Klassifikation von EA-Organisationen in acht vorherrschende Zerrbilder findet sich in bei Bente et al. (2012).

  4. 4.

    In der englischen Fassung „Law of Requisite Variety“. Das Originalzitat lautet „variety can destroy variety“.

  5. 5.

    Dieses Zitat ist der Kern der „Red Queen Hypothesis“ von Leigh van Valen (1973). Nach van Valen müssen Akteure in einem Koevolutionsprozess permanent danach streben, ihre Stellung im Gesamtsystem zu bewahren. Das Originalzitat lautet „Now, here, you see, it takes all the running you can do, to keep in the same place.“ (zitiert nach van Valen 1973).

  6. 6.

    Als Maß kommt dabei eine an Ashbys Begriff der Varietät (1956) angelehnte Definition von Managementfähigkeit zur Anwendung. Diese beschreibt das Vermögen eines Akteurs, seine Umgebung steuernd zu beeinflussen. Die mathematische Herleitung der Aussage würde den Rahmen dieses Artikels sprengen; hierfür sei auf Bente et al. (2012) verwiesen.

  7. 7.

    Diese Klassifizierung ist Bente et al. (2012) entnommen, wo sie wiederum beruhend auf Poppendieck und Poppendieck (2003) von allgemeiner Softwareentwicklung auf EA-Prozesse abgewandelt wurde.

  8. 8.

    Eine gute Gesamtübersicht über Werkzeuge der Wertflussanalyse geben beispielsweise Hines und Rich (1997); Millard (2001) oder McManus (2005).

  9. 9.

    Für eine differenzierte Betrachtung einzelner Szenarien zur Anwendung solcher Scrum-of-Scrum vgl. Bente et al. (2012, S. 209 ff.).

  10. 10.

    Für eine detaillierte Darstellung des Phaseninhalts sei auf die TOGAF-Spezifikation (The Open Group 2011) verwiesen. Detailkenntnisse sind aber für das Verständnis des hier beschriebenen agilen Vorgehens nicht erforderlich.

  11. 11.

    Für eine umfassende Darstellung des Themas sei wiederum auf Bente et al. (2012, S. 235 ff.) verwiesen.

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Bente, S. (2014). Kollaborative Enterprise-Architektur – Managementwerkzeug für komplexe IT-Systeme. In: Schoeneberg, KP. (eds) Komplexitätsmanagement in Unternehmen. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01284-7_9

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