Zusammenfassung
Auf den ersten Blick scheint gewerkschaftliche Betriebspolitik ein selbstverständlicher und wenig problematischer Bestandteil gewerkschaftlicher Programmatik und Praxis zu sein. Handelt es sich bei den Betrieben doch um die „eigentlichen Lebenszentren der Arbeiterschaft“ (Brigl-Matthiaß 1926: 55) oder die „Herzkammer des Kapitalismus“ (so auf dem Gewerkschaftstag 2011 der IG Metall deren 2. Vorsitzender Detlef Wetzel), in denen die Interessen der abhängig Beschäftigten pulsieren und durch gewerkschaftliche Organisierung gebahnt werden. Weniger prosaisch handelt es sich bei dem Betrieb um den „zentralen Ort der Regulierung der konkreten Arbeitsbedingungen“ (Trinczek 2010: 841). Wenn sich gleichwohl gewerkschaftliche Betriebspolitik einer einfachen und allgemeingültigen Definition entzieht, dann deshalb, weil das damit Gemeinte im historischen Verlauf Veränderungen durchlaufen hat. Ebenso haben die Rolle und der Stellenwert einer auf den Betrieb bezogenen Gewerkschaftspraxis jeweils unterschiedliche Ausprägungen erfahren.
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Sperling, H. (2014). Gewerkschaftliche Betriebspolitik. In: Schroeder, W. (eds) Handbuch Gewerkschaften in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19496-7_19
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