Zusammenfassung
Die in der Tradition der Systemtheorien entwickelten Begriffe sind empirieleer und für die Beschreibung gesellschaftlicher Verständigungsprozesse ungeeignet. Tatsächlich bezeichnet „Journalismus“ ein Interaktionsfeld mit mess- und beschreibbaren Rollen, Funktionen und Interaktionen. Soll nun Journalismus in informationsoffenen Gesellschaften theoretisch begriffen werden, so stehen einerseits die normativen Funktionszuschreibungen und andererseits die empirisch zu erfassenden Funktionsleistungen im Blickfeld. Validierbare Journalismustheorien stellen eine sinnerzeugende Beziehung her zwischen Strukturierung (Generalisierungsanspruch) und Handlung (Situationsanalysen), ein Brückenschlag, den die linguistische Pragmatik leisten kann. Sie interpretiert Sprachhandeln funktional als „gezielte“ Kommunikation im Rahmen gesellschaftlich konsentierter Regeln, die auf Normen und Werte unserer politischen Kultur gestützt sind und die Reichweite der Theorie begrenzen.
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Weiterführende Literatur
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Haller, M. (2016). Journalismustheorie und journalistische Praxis. In: Löffelholz, M., Rothenberger, L. (eds) Handbuch Journalismustheorien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18966-6_6
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