Thoma, Ludwig: Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten

Zusammenfassung

Die politische Satire in Briefform erschien 1909, die Fortsetzung, Jozef Filsers Briefwexel, 1912. Josef Filser ist der Zentrumsabgeordnete der Gemeinde Mingharting, der durch die Unterstützung des Pfarrers Emeran Schanderl gewählt wurde. In den Briefen, die er aus München an seine Frau, ihn unterstützende Geistliche und alte Freunde schreibt, schildert er aus der Sicht des Hinterbänklers die Arbeit des Parlaments, wobei er zahlreiche zeitpolitische Ereignisse streift. So wird die Verbesserung der Beamtengehälter von 1908 erwähnt (Brief an den Polizisten L. Schmelzer), die Diätenerhöhung, gegen die Maria Filser im Brief an ihren Mann schimpft, ebenso der Malzaufschlag, der Teil der Steuerreform 1910 war und zur Verteuerung des Biers führt; Filser muss mit drei Kollegen nach Wasserburg reisen und diese Maßnahme erklären, aber am Ende werden alle drei verprügelt; darüber schreibt er den Bericht „ieber die Reiße auf den krigsschaublatz bedräf das bier bei Waserburg“. Die Parlamentsauflösung 1911, die einem Streit zwischen dem Verkehrsminister Frauendorfer und dem Zentrum folgte, wird in mehreren Briefen beschrieben, ebenso die Berufung Georg von Hertlings 1912, mit dem erstmals das Zentrum einen Ministerpräsidenten stellte. Formuliert sind diese Briefe in einem besonderen Idiolekt, in dem sich – je nach Adressat – Amtssprache, religiöse Formeln und Kraftausdrücke mischen.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH