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Platon: Iōn

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Kindlers Literatur Lexikon (KLL)

Zusammenfassung

In dem noch in den 390er Jahren (vielleicht sogar vor Sokrates' Tod? vgl. Heitsch) entstandenen Dialog äußert sich Platon erstmals über seine Anschauung vom Wesen der Dichtung: Von dem gefeierten Rhapsoden und Homer-Interpreten Ion möchte Sokrates wissen, ob Ion über alle Dichter so gut reden könne, was Ion verneint, damit aber rasch in Schwierigkeiten kommt: Wenn nämlich Homer, Hesiod, Archilochos etwa vom Wahrsagen oder von der Heilkunst erzählen, so ist es stets Sache ein und desselben Mannes – des Fachmanns, also des Sehers oder des Arztes –, die Richtigkeit ihres Berichts zu beurteilen. Ions Einseitigkeit zeigt offenbar, dass er ohne Sachkunde (‚technē‘) spricht. Ein zweiter Aspekt führt zur positiven Erklärung des Phänomens: Die Dichtung – führt Sokrates in seiner zentralen Rede aus – unterscheidet sich von den übrigen Künsten dadurch, dass gar nicht die Dichter ihre Werke verfassen, sondern die Gottheit, die Muse, im „Enthusiasmus“ aus ihnen spricht: „Denn ein Dichter ist [...]nicht eher imstande zu dichten, als bis er [...] außer sich geraten ist und die klare Vernunft nicht mehr in ihm wohnt [...].“ Mit Freuden stimmt Ion zu, ja er bringt selbst Beobachtungen vor, die Sokrates' Worte bestätigen.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH

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Bibliographie

Übersetzungen

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Literatur

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Schmalzriedt, E., Nesselrath, HG. (2020). Platon: Iōn. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_15185-1

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