Hintergrund und Problemstellung:
Schon früh nach Einführung der Medikamente freisetzenden Stents (DES) zeigte sich, dass diese aufgrund einer verzögerten Endothelialisierung eine höhere Thrombogenität im Vergleich zu unbeschichteten Stents aufweisen. Darüber hinaus werden evtl. negative Nebeneffekte der permanenten Polymere diskutiert, welche als Trägermedium für den zu applizierenden Wirkstoff dienen. Die tatsächliche Inzidenz von DES-Thrombosen im klinischen Alltag sowie das zeitliche Verteilungsmuster sind jedoch bisher unzureichend geklärt. Das multizentrische ESTROFA-Register untersuchte nun diese Fragestellung unter Einschluss von 13 500 Patienten. Studienleiter war J. de la Torre Hernandez, Santander, Spanien.
Methodik | |
Studiendesign | Register, retro-/prospektiv, multizentrisch |
Primärer Zielparameter | Inzidenz von Stentthrombosen, definiert als angiographische Dokumentation eines Gefäßverschlusses (TIMI-Fluss 0 oder 1) oder Thrombus (TIMI-Fluss 2 oder 3) im oder in der Nähe des DES, insbes. in Verbindung mit einem ACS |
Patientenauswahl | Einschlusskriterien: Patienten mit DES-Implantation (Cypher oder Taxus) im Zeitraum 2002–2006 |
Anzahl der teilnehmenden Zentren | 17 (Spanien) |
Ergebnisse | |
Patientenanzahl | n = 13 500 |
Patientencharakteristika | |
Männlich | 77% |
Mittleres Alter | 63 ± 11 Jahre |
Diabetes mellitus | 29% |
ACS | 58% |
STEMI | 12% |
Gefäßverschluss | 11% |
Restenose | 9% |
Prozedurdaten | |
Verhältnis Taxus/Cypher | 60%/40% |
Stentlänge | 19 ± 7 mm |
Stentdurchmesser | 2,8 ± 0,3 mm |
Abciximab | 15% |
ASS + Clopidogrel | 8 ± 3 Monate |
Ergebnisse | |
Follow-up | 4 Jahre (Median: 18 Monate) |
Stentthromboserate | 2,4% |
– Früh-akut (< 24 h); (Taxus/Cypher) | 0,18%/0,10% |
– Früh-subakut (1–30 Tage) | 0,33%/0,85% (p < 0,01) |
– Spät (30 Tage – 6 Monate) | 0,11%/0,10% |
– Spät (> 6 Monate) | 0,40%/0,35% |
Klinische Präsentation der Patienten mit Stentthrombosen | |
– STEMI | 82% |
– Kardiogener Schock | 18% |
Unabhängige Prädiktoren für | |
– Frühe (akute + subakute) Stentthrombose | OR = Odds-Ratio: Niereninsuffizienz (4,7), weibliches Geschlecht (2), LAD (2,1), Stentlänge (1,08 pro mm Stent), Gefäßdiameter < 2,5 mm (1,7) |
– Späte und sehr späte Stentthrombose (> 6 Monate) | LAD (3,5) |
Evidence-based-Medicine-(EBM-) Score (www.TCTMD.com) | ||
Daten prospektiv erhoben | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Subgruppenanalyse einer randomisierten Studie | Ja = 1 Nein = 0 | 0 |
Multicenter (mindestens 3 Zentren) | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Externes und vom Steering Committee unabhängiges Clinical Event Committee/DSMB (Datensicherheit Monitoring Board) | Ja = 1 Nein = 0 | 1 |
Monitoring ≥ 10% und Follow-up ≥ 90 % | Ja = 1 Nein = 0 | (keine Angaben) |
Gesamt-EBM-Score | 3 | |
„Silber-Score“ für einfache Register und Subgruppenanalysen randomisierter Studien; es sind maximal 5 Scorepunkte möglich (J Interven Cardiol 2006;19:485–92). |
Schlussfolgerung und Kommentar:
Die Datenlage zu Thrombosen von DES im „Real-World“-Einsatz ist bisher sehr limitiert. Das ESTROFA-Register bietet daher einige wichtige Informationen hinsichtlich Häufigkeit, zeitlichen Auftretens und Prädiktoren thrombotischer Stentverschlüsse, welche von bisherigen Studien aufgrund unzureichender Patientenzahlen oder selektierter Läsionen nicht zur Verfügung gestellt werden konnten. Die berichtete Stentthromboserate von 2,4%, davon 0,75% jenseits von 6 Monaten, spiegelt die Inzidenz dieses Ereignisses in einer „all-comer“-Population wider. Dabei nutzte ESTROFA noch eine sehr enggefasste Definition von Stentthrombosen (angiographisch dokumentiert), so dass die Rate der tatsächlichen Stentthrombosen nach neuerer Definition wohl höher liegt. Als praktisch relevante Prädiktoren für eine Stentthrombose wurden Niereninsuffizienz, weibliches Geschlecht, Gefäßdurchmesser, Stentlänge und die LAD identifiziert. Insgesamt ist ESTROFA jedoch nur ein Register mit dem EBM-Score von maximal 3, so dass gute prospektiv-kontrollierte Studien zur endgültigen Bewertung abzuwarten bleiben.
L. Büllesfeld, Siegburg
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Consortia
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TCT 2006, Washington, DC, USA
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. ESTROFA. Herz 31, 910 (2006). https://doi.org/10.1007/s00059-006-2945-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00059-006-2945-0