Die Neurosekretorische Verknüpfung von Hypothalamus und Hypophyse bei Balaenoptera borealis

Zusammenfassung

Untersuchungen am Gehirn von Balaenoptera borealis ergeben:

• 1. Die neurosekretorische Bahn, gemeinsames Gut aller Wirbeltierklassen, läßt sich auch hier in ihrer gesamten Ausdehnung von den Kerngebieten im Hypothalamus bis in die Neurohypophyse elektiv darstellen.

• 2. Der Nucleus paraventricularis besitzt neben einem Nucleus paraventricularis accessorius viele Streugruppen, die sich nest- oder schalenförmig um die größeren Gefäße gruppieren.

  Der Nucleus supraopticus besteht aus einem dorsomedialen, ventromedialen und einem dorsolateralen Kernareal. Der dorsolaterale (retrochiasmatische) Anteil fällt durch die starke Vakuolisierung seiner Zellen auf.

• 3. Die Zellfortsätze enthalten ein granuläres Produkt, das sich bis in das Infundibulum und in die Neurohypophyse verfolgen läßt. Ihr Verlauf ist durch Perlschnurfasern und Herringkörper deutlich markiert.

• 4. Das Infundibulum bildet mit der Pars infundibularis adenohypophyseos eine Kontaktzone, an der sich Massen von Neurosekret angereichert finden. Eine Zona externa fehlt. Auch die Spezialgefäße, von den proximalen Nervenfaserendigungen neurosekretorischer Fasern umgeben, sind von Neurosekret umlagert. Dieser Befund spricht für einen Transport von neurosekretorischem Material zur Adenohypophyse.

• 5. Die Neurohypophyse, von der Adenohypophyse durch ein Duraseptum getrennt, ist die Endstrecke der neurosekretorischen Bahn. Sie imponiert durch die Sekretbeladung der perivaskulären Fasergeflechte. In den peripheren Bezirken ist die Neurosekretansammlung stärker als in den zentralen. — Eine am distalen Rand der Neurohypophyse ausgebildete Anomalie in Form eines „Hypophysen-schwanzes“ wird beschrieben.