Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert „wieviel Partei“ auf kommunaler Ebene notwendig und nützlich und tatsächlich empirisch vorhanden ist. Dabei wird besprochen, unter welchen Bedingungen auf die Orientierungsfunktion von Parteien auch in den Kommunen nicht verzichtet werden kann. Konzeptionell werden einige analytische Unterscheidungen eingeführt, die helfen, die kommunale Parteiendemokratie genauer zu beurteilen und zu verstehen. Empirisch wird gezeigt, dass die Stärke der durch die Ratsmitglieder wahrgenommen Fraktionsgeschlossenheit vor allem durch individuelle Merkmale (z. B. Parteimitgliedschaft) bestimmt wird, aber auch Kontextfaktoren (insbesondere die Größe der Gemeinde) eine Rolle spielen.
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Notes
- 1.
Ich nutze die Begriffe Geschlossenheit und Disziplin synonym für das beobachtbare Phänomen geschlossen agierender Parteien bzw. Fraktionen. In der spezialisierten Literatur zur Untersuchung von Fraktionsgeschlossenheit wird genauer zwischen Kohäsion (Ähnlichkeit der Präferenzen), Disziplin (institutionell vermittelte Anreize zur Geschlossenheit) und dem beobachtbaren Phänomen unterschieden (Hazan 2006, S. 3; Stecker 2011). Diese Unterscheidung ist für den vorliegenden Beitrag aber unerheblich.
- 2.
Allerdings sind auch Vorteile denkbar, die den Kommunen durch die vertikal integrierten Parteien erwachsen. So bietet die ebenenübergreifende Vernetzung möglicherweise einen wichtigen Kommunikationskanal für kommunale Anliegen (Vetter und Kuhn 2013, S. 43). Interessanterweise findet sich ein ähnliches Argument in Bezug auf die Integrationsfunktion der Parteien im deutschen Föderalismus (Renzsch 2000).
- 3.
Allerdings ist anzumerken, dass jüngst deutliche Defizite am dominanten Gebrauch dieser Konzepte herausgearbeitet wurden (McGann 2006; Ganghof 2010). Problematisch ist vor allem die fehlende Unterscheidung von Institutionen und Verhaltensmustern (Ganghof 2005) und den verschiedenen Stufen des demokratischen Prozesses (Ganghof und Stecker 2008).
- 4.
Dies ist unmittelbar mit der oben formulierten Frage verbunden, ob bundespolitisch geprägte kommunale Parteiensysteme lokale Konfliktstrukturen adäquat aufgreifen können.
- 5.
Holtkamp (2006, S. 645) ordnet etwa Geschlossenheit, Dominanz von mehrheitlichen gegenüber einstimmigen Entscheidungen und eine starke Parteiorientierung bei Wahlen allesamt der konkurrenzdemokratischen kommunalen Demokratie zu.
- 6.
Eine genauere empirische Unterscheidung zwischen Gemeindegröße und Parlamentsgröße als Einflussfaktoren der Fraktionsdisziplin erscheint wenig sinnvoll, unter anderem weil beide Variablen hoch miteinander korreliert sind (r = 0,93).
- 7.
An dieser Stelle ist es wichtig hervorzuheben, dass die hessische Gemeindeordnung regimetypologisch eher eine Position zwischen präsidentiellen und semi-präsidentiellen Systemen einnimmt (Nothacker und D’Antonio 2016, S. 140 f.). Für die Erklärung von Fraktionsgeschlossenheit sind meines Erachtens jedoch die präsidentiellen Eigenschaften bestimmend.
- 8.
Die Linke trat in verschiedenen Listenkonstellationen und -benennungen an, sodass keine exakte Angabe gemacht werden kann.
- 9.
Auch Mitglieder der Gemeindevertretung und des Gemeindevorstands nehmen die Fraktionsgeschlossenheit nicht unterschiedlich wahr.
- 10.
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Stecker, C. (2017). Parteien und Fraktionsgeschlossenheit auf der kommunalen Ebene. In: Tausendpfund, M., Vetter, A. (eds) Politische Einstellungen von Kommunalpolitikern im Vergleich. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16398-3_10
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