Zusammenfassung
Als der italienische Maler Masaccio in den 20er-Jahren des 15. Jahrhunderts sein Fresko »Die Heilige Dreifaltigkeit« in der Florenzer Kapelle St. Maria Novella enthüllte, dürfte die Verwunderung groß gewesen sein. Nahm der Betrachter den idealen Standpunkt im Raum ein, eröffnete sich für ihn ein neuer Raum im Bild: Wie ein Loch in der Wand erschien hinter dem gekreuzigten Jesus Christus ein simulierter Raum in Brunelleschis modernem Baustil. Masaccios Verweis auf Brunelleschi ist dabei ein doppelter: Filippo Brunelleschi gilt nicht nur als Erfinder der Zentralperspektive, welche erst die Konstruktion der räumlichen Tiefenwirkung im Bild zuließ, sein Name steht zugleich für die Wiedergeburt: die Renaissance — oder wie es der Kunsthistoriker Ernst H. Gombrich nennt: »die Eroberung der Wirklichkeit« (vgl. Gombrich 1996: 223ff.). Es handelt sich in Masaccios Fresko jedoch um eine Wirklichkeit, die nur von einem bestimmten idealen Beobachterstandpunkt aus wahrnehmbar ist. Die Zentralperspektive konstruiert eine räumliche Wiedergabe unter der Annahme einer fixierten Blickrichtung.
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Literatur
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Scheibel, M. (2011). Bildungsräume im Informationszeitalter. In: Meyer, T., Tan, WH., Schwalbe, C., Appelt, R. (eds) Medien & Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92082-5_12
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