Zusammenfassung
Hintergrund
Der Beitrag reflektiert das Präventionsgesetz und seine Umsetzung in Deutschland mit Blick auf das Setting Kommune. Welche Aufgaben, Ziele, Herausforderungen und Chancen ergeben sich aus dem Präventionsgesetz für die darin angesprochenen Akteure? Durch den Rückblick auf die bisherige Praxis und Forschung wird einerseits ein Grundverständnis des in den letzten 30 Jahren erreichten Entwicklungsstands vermittelt. Andererseits können von der bisherigen Entwicklung ausgehend die zukünftig möglichen Aktivitäten und Fortschritte, aber auch Grenzen für Gesundheitsförderung in Städten und Gemeinden aufgezeigt werden. Mit dem 2015 verabschiedeten Präventionsgesetz ist ein neuer Meilenstein für die Gesundheitsförderung und Prävention erreicht. Die wichtige Rolle von Settings im Allgemeinen und insbesondere des kommunalen Settings wird in dem Gesetz besonders hervorgehoben.
Ziel
Der Beitrag soll den erreichten Stand in der kommunalen Gesundheitsförderung darstellen und reflektieren, welche Relevanz das Präventionsgesetz für die Weiterentwicklung haben wird.
Ergebnisse
Die Wiederentdeckung des kommunalen Handlungsrahmens für die Gesundheitsförderung war in den 1970er Jahren Ausgangspunkt für neue Initiativen, die durch die Ottawa-Charta 1986 weiter gestärkt wurden. Akteure, Strukturen, Steuerungsansätze sind daher inzwischen zwar vorhanden, aber kaum nachhaltig gesichert. Finanzierung und Qualitätssicherung sind gerade in den letzten Jahren in den Fokus gerückt worden, bleiben aber weit hinter dem Wünschbaren zurück. Das neue Präventionsgesetz könnte insbesondere die Finanzierung und Koordination der Gesundheitsförderung in Gemeinden und Städten verbessern helfen.
Diskussion
Den Abschluss des Beitrags bilden Überlegungen zu den Chancen und Herausforderungen, die sich aus dem Präventionsgesetz für die kommunale Prävention und Gesundheitsförderung ergeben. Urteile über die Instrumente des Präventionsgesetzes sind noch nicht möglich. Aber trotz erheblicher Hemmnisse für raschen Fortschritt können bei einem Blick in die Zukunft auch Aspekte einer Stärkung der kommunalen Ebene und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ausgemacht werden.
Abstract
Background
This paper describes the rediscovery of the community as a setting for prevention and health promotion that originally started in the 1970s and illustrates its central characteristics such as key stakeholders, structures, funding, and quality assurance. The German Prevention Law, which was passed in 2015, is reviewed with respect to its relevance for the communal setting. In addition, the paper explores the implications of the prevention law for prevention and health promotion on the community level and captures the current state of its implementation.The Prevention Act passed in 2015 represents a new milestone for health promotion and prevention. It emphasizes the important role of the settings approach in general and in community settings in particular.
Goals
Our contribution describes the current state of what has been achieved in community health promotion and reflects on the relevance of the Prevention Act for future developments.
Results
In the 1970s, the rediscovery of the community as a setting for prevention and health promotion was an important starting point for new initiatives which were further strengthened by the Ottawa Charta in 1986. Thus, key stakeholders, structures and governance approaches already exist; however, they lack a sustainable basis. Funding and quality assurance have become a special focus in recent developments but they remain fragmentary. The new Prevention Act could help to improve funding and coordination of health promotion especially at the local level.
Discussion
We conclude with a discussion of the chances and challenges of the Prevention Act for community health promotion. Judgements on the effectiveness of tools for the implementation of the Prevention Act are not yet possible. There are still considerable barriers for rapid progress; however, one can also identify promising aspects regarding a continued strengthening of the community setting approach and the role of local public health services.
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Trojan, A., Reisig, V. & Kuhn, J. Gesundheitsförderung in Städten und Gemeinden. Präv Gesundheitsf 11, 259–264 (2016). https://doi.org/10.1007/s11553-016-0557-y
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