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Ein anthropologisches Modell

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The Human Context

Zusammenfassung

Wer sich um das Jahr 1935 in Deutschland mit Philosophie befasste, mochte noch metaphysische Ambitionen oder den Wunsch nach dem grossen System hegen, zumal die Nachwirkungen Nietzsches noch andauerten, Bergson sein letztes grosses Werk soeben publiziert hatte und Nicolai Hartmanns Grundlegung der Ontologie eine Neuigkeit war ; dennoch konnte man kaum das Gefühl vermeiden, an einer Sache zu wirken, deren Tage gezählt waren. Denn ein philosophisches System durfte keinesfalls den Zusammenhang mit den Wissenschaften verlieren, aber deren Bau wuchs täglich nach allen Dimensionen und war von keiner Ecke her mehr übersehbar. Deshalb hatten die Metaphysiker nach einer exklusiven, ihnen allein vorbehaltenen Methode gesucht, die zugleich den Universalschlüssel für alle Räume jenes Baues liefern sollte: Schopenhauer hatte im „Willen“ die Lösung des grossen Rätsels geben wollen, und Bergson ebenfalls eine spezifische „Intuition“ angeboten, um seine voluntaristische Metaphysik zu legitimieren. Doch hatte er in dem neuen Werk (1933) von den Zwei Quellen der Moral und der Religion von seiner früheren Metaphysik wenig Gebrauch gemacht, er hatte anscheinend neue Wege gesucht und war im Begriff, sich der Mystik zu nähern. Wenn die Metaphysik nur noch mit einer spezifischen Methode arbeiten und diese nirgends als in der inneren Erfahrung des Denkenden auffinden konnte, so musste sie auf demselben Felde operieren, wie die Psychologie. Diese hatte die enormen Anfangserfolge jeder neuen Wissenschaft mit dem dann nicht seltenen übertriebenen Optimismus verbunden, aber doch schon so viel geleistet, dass es nicht mehr wahrscheinlich schien, man könne auf ihrem Gelände die kastalische Quelle als Ort der Orakel finden.

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© 1968 Springer Science+Business Media Dordrecht

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Gehlen, A. (1968). Ein anthropologisches Modell. In: The Human Context. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-2747-7_1

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