Kampô-Medizin wiederentdeckt

Zusammenfassung

Die traditionelle japanische Medizin blickt auf eine 1500jährige Geschichte zurück. Sie erlebte mit der Öffnung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem weltweiten Siegeszug der westlichen naturwissenschaftlichen Medizin fast ihren Untergang; nach dem Zweiten Weltkrieg begann jedoch eine Art Renaissance, und die traditionelle Naturheilhunde Kampô gewann in jüngster Zeit in Japan immer mehr an Bedeutung. Der Name Kampô [wörtlich : chinesische (Han-) Rezeptur] steht für den ursprünglichen Einfluß durch die chinesische Medizin der Han-Dynastie (ca. 200 vor bis 200 nach Chr.). In Japan versteht man unter dem Begriff Kampô die traditionelle Arzneiheilkunde. Im Laufe ihrer langen Geschichte erfuhr die auf der chinesischen Mutterwissenschaft beruhende Kampô-Medizin (Kampô Igaku) eine ständige Weiterentwicklung, die sich den japanischen Verhältnissen anpaßte. So führte beispielsweise die Abhängigkeit vom Drogenimport aus China zu einer strengen Auswahl der wirksamsten Substanzen aus der umfangreichen chinesischen Materia medica. Auch ein wichtiges Element der Kampô-Diagnostik, die japanische Bauchuntersuchung (Fukushin), geht auf eine bedeutende japanische Medizinschule zurück. Man betont deshalb in Japan zurecht die Eigenständigkeit der traditionellen Heilkunde und spricht auch von einer Japanisierung der chinesischen Medizin.