Zusammenfassung
Der Frage nachzugehen, warum Kriege geführt werden, trotz Hiroshima, warum Armeen unverzichtbares Mittel des Krieges sind, wessen Mittel sie sind, wer oder was geschützt und verteidigt werden soll, führt zum eigentlichen Gegenstand der Kriegsfrage, dem Staat, meint militärisch, d.h. aus Gewalt entstandene und mit monopolisierte Gewalt gesicherte Herrschaft. Militär und Staat, die beiden Zwillingsinstitutionen stehen synonym für Herrschaft und organisierte Gewalttätigkeit. Der Zusammenhang von Staat und Gewalt, von Staat und Militär, Krieg, „ …hat Methode und vor allem Logik: es ist eine Logik, die sich aus der staatlichen Organisation von Gesellschaft ergibt, die ihrerseits jene politische Form ist, durch die Menschen über Menschen herrschen.“ (Krippendorff, Ekkehart: 1995, 2) Der Krieg ist integraler Bestandteil der staatlichen Struktur bzw. staatlicher Herrschaft selbst, daher liegt er immer im Bereich des Möglichen, „…das Spielen mit Krieg und Militär als Mittel der äußeren Machtpolitik ist bzw. wird, gerade in dem Maße, in dem die ökonomisch und sozial komplexen Industriegesellschaften unregierbar geworden sind, d.h. in dem Maße, in dem auf den Gebieten von Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitik keine… Lorbeeren mehr zu ernten sind, zum eigentlichen Betätigungsfeld politischer Eliten vor der Geschichte.“ (ebenda: 81) Krieg ist somit ein Spiel der Herren untereinander, es geht um Macht, Prestige, Ehre, Glaubwürdigkeit, Bündnistreue, Stolz, Ruhm, Ansehen, daraus speist sich die außenpolitische Strategie internationaler Politik, deren Vokabular an jenes verfeindeter Familien erinnert, wenn einer verstimmt ist oder ermutigt, die kalte Schulter zeigt, oder ein anderer die China-Karte ausspielt, ein anderer versucht zu vermitteln oder Einsicht fordert, oder einer warnt, mahnt, beschuldigt, anklagt, zwei vollstes Einvernehmen bekunden, einer appelliert, einer zurückweist, andere ihre Aussagen unterstreichen, bekräftigen oder drohen etwas abzubrechen, sich nicht einschüchtern lassen, da erwärmt sich das Klima, dort kühlt es ab.
Auf Macht reimt Nacht, auf Ohnmacht reimt immerhin Mondnacht Zwar nur schlecht doch mit genau soviel Recht, wie die Macht auf ihre dunklere Nacht.
Erich Fried
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Krenn, R. (2003). Staat und Krieg. In: Frauen und Militarismus. Frauen · Gesellschaft · Kritik. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-826-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-826-9_3
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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