Zusammenfassung
Die Entwicklung der Nanotechnologie2 gilt national wie international als zentrales Innovationsthema, ihren Anwendungsmöglichkeiten und Produkten werden außerordentliche wirtschaftliche und wissenschaftliche Potenziale zugeschrieben (BMBF 2006; Luther 2004). Besonders hervorgehoben werden ihre positiven Effekte für die Umwelt, z. B. durch die effizientere Energienutzung von Solarzellen oder durch die Verbesserung der Ressourceneffizienz von Produktionsprozessen. Betont wird auch ihre Bedeutung für die medizinische Versorgung, z. B. durch neue Diagnose- und Therapieansätze (IKU 2005). Industrielle Prozesse und Produkte, Alltag und Konsummuster werden sich unter ihrem Einfluss ebenso verändern wie Anforderungen an den Arbeits-, Verbraucher- und Gesundheitsschutz und der Ressourcenverbrauch von Produktion und Konsum (Paschen et al. 2003; Steinfeld et al. 2004). Nanotechnologische Entwicklungen sind daher als ein bedeutsames Element der wechselseitigen Beziehungen zwischen Technik und Gesellschaft zu betrachten. Dies wirft auch die Frage nach der Bedeutung von Gender und der Wirkmächtigkeit der Geschlechterverhältnisse bei diesen Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen auf. Gender als soziale Konstruktion verweist dabei auf die sozialen Prozesse („doing gender“), durch die erzeugt wird, was unter Geschlecht bzw. Geschlechtszugehörigkeit verstanden wird (Gildemeister 2004). Der Begriff der Geschlechterverhältnisse fokussiert insbesondere auf die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern.3
Dieser Text ist 2007 verfasst worden und bezieht sich daher auf den bis dahin relevanten Stand der Diskussion und Forschung.
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