Skip to main content
  • 1035 Accesses

Auszug

Als sich Immanuel Kant 1787 in Königsberg ein eigenes Haus kaufte, lud er seine Freunde ein, jederzeit zum Mittagstisch zu kommen. In der Anthropologie in pragmatischer Hinsicht schreibt der Philosoph neben Bemerkungen über das Schöne und das Erhabene über die Verantwortung des Gastgebers: „Es ist keine Lage, wo Sinnlichkeit und Verstand, in einem Genusse vereinigt, so lange fortgesetzt und so oft mit Wohlgefallen wiederholt werden können, — als eine gute Mahlzeit in guter Gesellschaft. (...) Der ästhetische Geschmack des Wirts zeigt sich nun in der Geschicklichkeit, allgemeingültig zu wählen; welches er aber durch seinen eigenen Sinn nicht bewerkstelligen kann.”1 Da verschiedenen Gaumen verschiedene Gerichte schmecken, muss der Gastgeber auf Mannigfaltigkeit setzen, damit „für jeden nach seinem Sinn einiges angetroffen werde; welches eine komparative Allgemeingültigkeit abgibt.” 2 Diese „komparative Allgemeingültigkeit” macht eine sorgfältige Auswahl notwendig; Vernunft muss den Geschmack begleiten. Während jeder Gast der Meinung eines anderen etwas entgegen halten darf, müssen doch alle dahingehend übereinstimmen, dass sie eine gute Mahlzeit genießen und eine interessante Konversation führen. Eine Konversation, bei der in allem Einstimmigkeit herrscht, wäre langweilig, während eine Diskussion zwischen Personen, die nichts miteinander gemeinsam haben, nur in eine Kakophonie der egoistischen Positionen ausarten würde.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Kant, Immanuel: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, hrsg. von Reinhard Brandt (Hamburg: Felix Meiner Verlag, 2000), S. 157

    Google Scholar 

  2. ebda.

    Google Scholar 

  3. Ekuan, Kenji: The Aesthetics of the Japanese Lunchbox (Cambridge, Mass.: The MIT Press, 1998)

    Google Scholar 

  4. Alberti, Leon Battista: Über Hauswesen (Stuttgart, Zürich: Artemis, 1962)

    Google Scholar 

  5. Kübler, Marie Susanne: Das Hauswesen nach seinem ganzen Umfange dargestellt in Briefen an eine Freundin mit Beigabe eines vollständigen Kochbuches (Stuttgart: J. Engelhorn, 1867)

    Google Scholar 

  6. Lévi-Strauss, Claude: Le cru et le cuit (Paris: Librarie Plon, 1964)

    Google Scholar 

  7. Douglas, Mary: Reinheit und Gefährdung, Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu (Berlin: Dietrich Reimer Verlag), S. 45

    Google Scholar 

  8. Lévi-Strauss, Claude: op. cit.

    Google Scholar 

  9. Semper, Gottfried: Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Aesthetik (Bd. 1 Frankfurt am Main: Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1860; Bd. 2 München: Friedrich Bruckmann, 1863)

    Google Scholar 

  10. Forster, Kurt W.: „Schmelzkäse oder Fondue“, in Oswald, Franz; Schüller, Nicola (Hg.), Neue Urbanität. Das Verschmelzen von Stadt und Landschaft (Zürich: gta Verlag, 2003), S. 130–146

    Google Scholar 

  11. Aalto, Alvar: „Zwischen Humanismus und Materialismus“, in ders., Synopsis. Malerei Architektur Skulptur (2. Aufl. Basel: Birkhäuser, 1980), S. 38

    Google Scholar 

  12. Brillat-Savarin, Jean-Anthelme: Physiologie des Geschmacks oder Transzendentalgastronomische Betrachtungen (Leipzig: Philipp Reclam jun., o.J.), S. 24

    Google Scholar 

  13. Kübler, op.cit., S. 7

    Google Scholar 

  14. Muche, Georg: „Das Versuchshaus des Bauhauses“, in Meyer, Adolf (Hg.): Ein Versuchshaus des Bauhauses in Weimar (München: Albert Langen Verlag, 1923), S. 15–16

    Google Scholar 

  15. Frederick, Christine: Household Engineering. Scientific Management in the Home (Chicago: American School of Home Economics, 1920)

    Google Scholar 

  16. Meyer, Erna: Der neue Haushalt — Ein Wegweiser zu wirtschaftlicher Hausführung (Stuttgart: Franck’sche Verlagshandlung, 1926)

    Google Scholar 

  17. Taut, Bruno: Die Neue Wohnung. Die Frau als Schöpferin (3. Aufl. Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1925), S. 99

    Google Scholar 

  18. Arens, Egmont: Imagination for Sale, Advertising Arts (November 1931), S.22–23

    Google Scholar 

  19. Fitch, James Marston: Architecture and the Esthetics of Plenty (New York und London: Columbia University Press, 1961)

    Google Scholar 

  20. Woods Kennedy, Robert: The House and The Art of its Design (New York: Reinhold Publishing Co., 1953), S. 234–135

    Google Scholar 

  21. Kübler, op.cit., S. 43

    Google Scholar 

  22. Ebenda, S. 239

    Google Scholar 

  23. Wittstock, Berta: Was ist richtig? Was ist falsch? Warum? Gesellschaftliche Umgangsformen der Gegenwart (Berlin: Die Brücke, 1931), S. 47

    Google Scholar 

  24. Barthes, Roland: L’empire des signes (Genf: Albert Skira, 1970)

    Google Scholar 

  25. Kennedy, op. cit., p. 222

    Google Scholar 

  26. Rivera, Guadalupe; Colle, Marie-Pierre: Frida’s Fiestas. Recipes and Reminiscences of Life with Frida Kahlo (New York: Clarkson Potter, 1994)

    Google Scholar 

  27. Dalí, Salvador: „De la beauté terrifiante et comestible de l’architecture modern style“, in Minotaure Nr. 3–4 (Dezember 1933), S. 69–76

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2007 Birkhäuser Verlag AG

About this chapter

Cite this chapter

Moravánszky, Á. (2007). Die Reproduzierbarkeit des Geschmacks. In: Der Architekt, der Koch und der gute Geschmack. Birkhäuser Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-7643-8160-8_8

Download citation

Publish with us

Policies and ethics