Zusammenfassung
Das Unternehmen, das wir uns in diesem Buch auferlegt haben, die Entwicklung des Kindes zentral auf seine Triebe zu beziehen, führt bald nach zwei Richtungen an eine Grenze, die wir nicht übersteigen können, aber deutlich anzeigen müssen. Auf der einen Seite ist es das Erbgut, das wir annehmen müssen und nicht weiter analysieren können. Es erscheint uns einmal in Form von gewissen generellen Tatsachen und Eigenschaften, so daß zwei Triebgruppen vorhanden sind, oder daß die psychischen Abläufe sich nach dem Lustprinzip orientieren. Genauer gesagt, sind dies alles natürlich bloß Formulierungen, in die wir die gegebenen Tatbestände gruppieren und vereinheitlichen (deuten), aber wir können weitere Fragen nach den Determinanten dieses Verhaltens nicht stellen ohne die Kinderpsychologie zu verlassen. Wir decken alle Möglichkeiten durch die Annahme irgend einer Phylogenie, und sind geneigt, je genereller der Tatbestand gilt, umso tiefer in der phylogenetischen Reihe seine Determinanten zu erwarten, wir sprechen von Eigenschaften des psychischen Apparates, von allgemeinen Tatsachen (Tendenzen) des Seelenlebens. Ferner müssen wir einsehen, daß ein nicht geringer Teil des speziellen Triebverhaltens angeboren ist, angeboren in bezug auf die Zeitpunkte des in Erscheinungtretens, der Triebziele, der Triebgegenstände. Wir werden hier im allgemeinen vermuten, daß die Determinanten recht jung aus der phylogenetischen Reihe her wirken; daß sie vielleicht noch der Menschheit angehören, und über sie nicht weiter zurückweisen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bernfeld, S. (1925). Der Säugling und seine Welt. In: Psychologie des Säuglings. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5810-4_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5810-4_5
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