Zusammenfassung
Um dieser charakteristischen Merkmale willen halte ich es für nötig, die deutsche Volksballade auch in unseren Schulen neben der Kunstballade gelten zu lassen gleich dem Volksliede, das ja auch seiner Unmittelbarkeit wegen der deutschen Jugend meist seelisch näher steht als der Kunstgesang der Gegenwart. Unsere Jugend liebt diese „realistische Romantik“, das Jnnige neben dem Derben. Was der Volksmund vergangener Jahrhunderte zu singen und zu sagen wußte, das trifft bei der deutschen Jugend auf gleichgestimmte Saiten. Gerade die Ursprünglichkeit, das Ungekünstelte dieser Volksdichtung ist es, was dem in der Entwicklung begriffenen Menschen entspricht und Quellen rauschen läßt, die der Kulturschutt der letzten Jahrhunderte nur scheinbar deckte und erstickte.
„Meines Erachtens zeige die deutsche Volksballade nicht den ausgesprochenen Balladencharakter, den die englisch-schottische, die skandinavische und etwa die bretonische Volksballade aufzuweisen haben. — Eharakteristisch ist vielmehr für sie das „Volksliedartige“, die reiche Fülle mittelalterlichen deutschen Wesens, eine ungebundene, oft der Auflösung verfallende Enkwicklung. Eharakteristisch ist für sie eine realistische Romantik, innige Empfindung hier, derbe Frische bis zur hahnebüchenen Roheit vort. Unmittelbar spiegelt das deutsche Volkslied alle Regungen der Volksseele.“
Hans Benzmann in seinem Buche „Die deutsche Ballade“. (Leipzig, Hesse & Becker.)
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Weber, E. (1921). Unsere Stoffe im einzelnen und ihre pädagogische Verwertung. In: Die epische Dichtung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16114-1_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16114-1_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15542-3
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