Zusammenfassung
Wir sahen, daß das, was gemeinhin, nämlich in der großen Masse des Volks und auch bei den sogenannten Gebildeten, unter der Bezeichnung Glauben im Unterschied von der alltäglichen Bedeutung eines bloßen Vermutens und Überzeugtseins verstanden wird, hinausläuft auf eine nicht scharf abgegrenzte Summe von kirchlich überlieferten religiösen Begriffen. Aber wie kommt der einzelne dazu, diese Begriffe als die feinen zu proklamieren? Dieser Akt setzt doch gewisse seelische Vorgänge und Bedürfnisse seinerseits voraus und eben dieser Anteil seines persönlichen Lebens wird erst den Namen verdienen, sein Glaube zu heißen. Zersetzen wir daher den sogenannten Glauben, um das Eigene darin zu finden, so stoßen wir allerdings zunächst auf die befchämende Tatsache, daß bei vielen überhaupt nichts Eigenes zu finden ist; denn das gewohnheitsmäßige Annehmen und Wettertragen dessen, was Unterricht, und Umgebung durch ihre autoritative und suggestive Kraft dem Geist gedächtnismäßig auf- und eingeprägt haben, ist ein rein mechanischer Vorgang und kein Eigenleben.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bruhn, W. (1921). Der Konflikt vom Wesen des Glaubens aus. In: Glauben und Wissen. Aus Natur und Geisteswelt. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15964-3_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15964-3_3
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15393-1
Online ISBN: 978-3-663-15964-3
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