Zusammenfassung
Die Begriffe Glauben und Wissen leben im allgemeinen Bewußtsein nicht als deutlich herausgearbeitete Wesensbestimmungen, sondern nur als fließende Allgemeinvorstellungen. Die Definitionen der Theologen und Philosophen finden hier kein Echo. Es kommt dem Durchschnittsgebildeten nicht bei, mit den Gelehrten nach dem Wesen der Bewußtseinstätigketten zu fragen, die er instinktiv ausübt; denn der Kampf ums Dasein läßt ihm nicht Zeit und Kraft, die Wurzeln seines Geistlebens vor der betrachtenden Anschauung bloßzulegen. Was der Wissenschaftler sich mühsam erarbeitet, sucht er sich auf direkterem und bequemerem Wege durch ein unmittelbares Herausfühlen der Wirklichkeit aus der Fülle der Erscheinungen zu ertasten. Daher hat sein Ergebnis nichts Kompliziertes und Problematisches an sich; daher läuft es aber auch Gefahr, am innersten Kern der Dinge vorbeizutasten, und diese Gefahr wird verschärft durch ein naives Sicherheitsge-fühl, welches ein Sichanpassen an fremde Vorstellungen ablehnt und durch solche Starrheit die Möglichkeit des Fortschritts und Ausgleichs von vornherein in Frage stellt.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bruhn, W. (1921). Grundlegung. In: Glauben und Wissen. Aus Natur und Geisteswelt. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-15964-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-15964-3_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15393-1
Online ISBN: 978-3-663-15964-3
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