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Jugend und Staat

Übergänge von der Bürger-Aktivität zur Illegalität. Eine empirische Untersuchung zur Sozialpsychologie der Demokratie

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Gewalt und Legitimität

Part of the book series: Analysen zum Terrorismus ((AZT,volume 4/1))

Zusammenfassung

Wenn Freiheit und Selbstbestimmung das Grundmotiv menschlichen Handelns und menschlicher Vergesellschaftung sind, dann muß eine freie Staatsform, eine Gesellschaft mündiger Bürger, doch eigentlich von allen geliebt werden. Wieso kann sich in einer freien Gesellschaft Systemfeindschaft entwickeln? Diese Frage enthält eine Vorentscheidung und eine Verallgemeinerung: Die Vorentscheidung liegt darin, illegales politisches Verhalten und Terrorismus autochthon, aus Verhältnissen im eignen Land zu erklären, nicht als den Einbruch fremder Ideen, Organisationen und Personen, die mit unserem politischen System nichts zu tun haben. Die Verallgemeinerung dieser Fragestellung liegt darin begründet, daß zu den Ressourcen terroristischen Handelns Erfahrungen, Enttäuschungen, Wissensbestände und Erwartungen gehören, die man auch außerhalb terroristischer Gruppen finden kann. Das politische Ausdrucksrepertoire insbesondere der jungen Generation ist in den letzten Jahrzehnten reichhaltiger geworden. Die Verachtung des demokratischen Systems und die zunehmende Neigung, politische Ziele mit illegalen Methoden durchzusetzen, dürfte auf allgemeinere Motivstrukturen zurückzuführen sein, die auch ein Verständnis terroristischen Handelns erlauben. Damit soll freilich nicht jede unangemeldete Protestaktion in die Nähe des Terrorismus gerückt werden. Vielmehr kommt es darauf an, allgemein menschliche Orientierungsmuster des politischen Verhaltens darzulegen, die unter extremen Bedingungen zu einem Moment des Entschlusses werden können, sich einer Gruppierung anzuschließen, die das Ziel hat, unter gezieltem Einsatz von Gewalt die politische Ordnung eines demokratischen Staates zu bekämpfen.

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Anmerkungen

  1. Vorüberlegungen zur Analyse von Lebensläufen der Terroristen und zu einer Theorie illegalen politischen Verhaltens finden sich in: Gerhard Schmidtchen: Bewaffnete Heilslehren. Gesellschaftliche Organisation und die Entstehung destruktiver Verständigungsmuster. In: Heiner Geissler: Der Weg in die Gewalt. Olzog, München 19782, S. 39ff.

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  10. Diese Legitimitätstheorie ist als „Bewährungstheorie“ des Staates normativ. Bedürfnisse können keine Legitimationsbasis abgeben, weil sie abgeleitet, also ethisch nie universell sind. Nur Bedürfnisse, die in einer allgemeinen, anthropologisch fundierten Humanitätsidee ihren Platz haben, können zum Inhalt einer Legitimitätstheorie werden. Vgl. Gerhard Schmidtchen: Ist Legitimität meßbar? Zeitschrift für Parlamentsfragen. 2/1977, S. 232–241.

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  11. Eine Faktorenanalyse ist ein mathematisch-statistisches Verfahren, mit dem in einer Serie von Testäußerungen verborgene Strukturen, Verwandtschaftsbeziehungen aufgedeckt werden.

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  30. Als Indikator dient hier das politische Interesse, das mit Aktivität deutlich korreliert, wie Tabelle A 49 zeigt (S. 306).

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  32. Max Kaase: Demokratische Einstellungen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Rudolf Wildenmann (Hrsg.): Sozialwissenschaftliches Jahrbuch für Politik, Bd. 2. Günther Olzog München/Wien 1971, S. 252.

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  36. Es handelt sich um die in den kontemporären Formen und Stilen mobilisierbare Gewalt. Paramilitärisch organisierbare Gewalt wurde zum Beispiel nicht gemessen.

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  38. Z.B. Leonard Berkowitz: Roots of Aggression. Atherton Press, New York 1969.

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  39. Gerhard Schmidtchen: Katholiken im Konflikt. In: Karl Forster (Hrsg.): Befragte Katholiken. Herder, Freiburg 1973, S. 171.

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  40. Gerhard Schmidtchen: Die Kosten des Fortschritts. Psychologische und sozialstrukturelle Folgen der Modernisierung. In: Heiner Geissler (Hrsg.): Optionen auf eine lebenswerte Zukunft. Günther Olzog Verlag, München/Wien 1979, S. 156.

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  41. Gerhard Schmidtchen: Terroristische Karrieren. Soziologische Analysen anhand von Fahndungsunterlagen und Prozeßakten. In: Herbert Jäger; Gerhard Schmidtchen; Lieselotte Süllwold: Lebenslaufanalysen. Opladen 1981 (Reihe Analysen zum Terrorismus 2).

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Schmidtchen, G. (1983). Jugend und Staat. In: Gewalt und Legitimität. Analysen zum Terrorismus, vol 4/1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14413-7_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-14413-7_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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